ARGEkultur Salzburg Logo
ARGEkultur auf Facebook ARGEkultur auf Flickr ARGEkultur auf YouTube ARGEkultur auf Instagram
Presse • 07.04.2006 • ARGEkultur

Der Opferbegriff kennt keine Grenzen!

Künstlerische Auseinandersetzung mit dem Bild des Opfers.

Frau Claudia Schmidt vom ÖVP-Gemeinderatsklub entdeckt in der Ankündigung der Performance "ER-Lösung? Eine Glaubensprozession" der ARGEkultur Salzburg eine "Herabwürdigung des christlichen Glaubens".

Die Veranstaltung der ARGEkultur Salzburg unter der künstlerischen Gesamtleitung von Marcus Hank am Karfreitag ist alles andere als ein plumper PR-Gag.

Sowohl die Wahl des Ortes (Start in der Franziskanergasse), des Tages und des Opfers (eine Frau) sind Teil einer bewussten und ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Opferbild der heutigen Gesellschaft. "Opferbereitschaft, Leidensfähigkeit und Verzichtsideologie sind die heute wieder geschätzten Tugenden innerhalb einer säkularisierten Gesellschaft, die aus dem Fundus religiöser Heils- und Erlösungslehre schöpfen kann." (Ankündigungsfolder der Veranstaltung)

Die Uhrzeit wurde im Vorfeld mit Vertretern des Doms und des Franziskanerordens abgestimmt. Gerade die Festlegung auf 19 Uhr beabsichtigt ein Zusammentreffen von Besucherinnen und Besuchern der Liturgie im Dom, wie der Passion im Festspielhaus zu vermeiden.

Diese Form der künstlerischen Auseinandersetzung selbst ist Gegenstand einer Diskussionsveranstaltung in Zusammenarbeit von Katholischer Hochschulgemeinde und ARGEkultur am 11. April 2006 um 19 Uhr in den Clubräumen der KHG (Wiener Philharmonikergasse). Dort werden VertreterInnen aus Kunst und Theologie (Frau Dr. Barbara Wally, Prof. Dr. Gregor Hoff, Prof. Dr. Dr. habil. Hans-Joachim Sander, Marcus Hank) über das Thema "Das Kreuz in der Kunst" diskutieren.

Das Sujet der Frau am Kreuz, ist ein umstrittenes Motiv, das meist Künstlerinnen aufgreifen, um auf die Gewalt aufmerksam zu machen, die gegenüber Frauen verübt wird. Auch die Arbeit von Frau Dorota Nieznalska (bildende Künstlerin aus Gdansk/Polen), die das "Opfer" spielen wird, setzt sich mit der Frage von Geschlecht, Opfer und Gewalt auseinander. (Sie hat derzeit eine Ausstellung im renommierten "Kunstforum Ostdeutsche Galerie" in Regensburg/Bayern.)

Das Bild des Opfers am Kreuz ist innerhalb kirchlicher und theologischer Kreise selbst ein sehr kontroverses Thema. Die künstlerische Auseinandersetzung mit Opferritualen und deren Transformierung in Politik ist das Gegenteil einer Verhöhnung sondern ein Beitrag zur Nachdenklichkeit und Besinnung.

Es gehört zu den demokratischen Tugenden und zum Bekenntnis zur Kunstfreiheit, einen künstlerischen Diskurs nicht mit dem platten Vorwurf der Religionsverhöhnung in Frage zu stellen.

Marcus Hank

Reaktionen auf „ER-Lösung“ in den Medien

© ARGEkultur