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PeterLicht

Pop und Utopie mit großem Schallraum. Der Ausnahmekünstler live mit neuem Album "Das Ende der Beschwerde".

ARGE open mind festival Frei von Schuld(en)

PeterLicht ist noch nicht lange bei Facebook, und ob er wirklich ein iPhone hat, haben wir zu fragen vergessen. Was ihn trotz allem interessiert an diesen riesigen Gesichtersammlungen im Internet, an den Schwärmen und ihren vom Satelliten georteten Bewegungen: wie die Datenmengen, die immer dichter und formschöner werden, uns mehr und mehr das Leben abnehmen. Wie die Statistiken bald an unserer Stelle das menschliche Dasein führen können. Und wie man sich in diesen Strom hineingleiten lassen kann, wenn man mag. Auch dann hat die Beschwerde ein Ende.

Nach der pianogetriebenen, kaum verhallten, trockenen und schwammfreien Platte „Melancholie & Gesellschaft“ (2008) hat der Künstler nun darauf verzichtet, ein Jazzalbum, ein Ambient-Schichtenmodell oder einen anderen extremen Selbstversuch zu starten. „Das Ende der Beschwerde“ ist Popmusik mit großem Schallraum – Pop eins, Pop zwei oder Pop drei, wir haben nicht so gut mitgerechnet –, teilweise mit tatsächlicher, live-im-Studio-aufgenommener Band (zum Beispiel in „Sag mir, wie ich beginnen soll“ oder „Fluchtstück“, zwei Stücke, die bei der Arbeit am Leipziger Theaterstück „Das Abhandenkommen der Staaten“ entstanden), teilweise mit imaginierter Gruppe, der man im Kopf selbst die Köpfe aufsetzen kann. Manche Leute werden an Joy Division und New Order denken müssen, an die traurigste Tanzmusik der Science-Fiction-Geschichte, den unpoppigsten Mega-Pop, und so ganz falsch kann das nicht sein. Die Liebe wird uns in Stücke reißen. Das Ende der Beschwerde leimt uns wieder zusammen. Zu neuen Menschen. Vielleicht.

Das neue, ganz wunderbare Album von PeterLicht „Das Ende der Beschwerde“ handelt vom Verschwinden des Gewichts, vom Heilen der Krankheit. Vom Aufgehen im All, in alle Richtungen. Vom Persönlich-Nehmen der Dinge, von der Emanzipation des grammatischen Objekts. Vom einsamen oder gemeinsamen Abhauen, denn auch danach gibt's erst mal nichts mehr zu beschweren.

Es ist eine Ende-Platte wie „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ (2006), es ist eine Lieder-Platte, weil zwölf Lieder drauf sind (so wie auf „Vierzehn Lieder“ 2001 vierzehn Lieder drauf waren), aber vor allem ist es eine Problemlöse-Platte. Man kann die Kunst zwar nicht wirklich stoppen, wenn sie ständig um sich selbst kreist, aber exakt das zeigt uns PeterLicht: Du kannst dich in die Mitte stellen. Dann kreist die Kunst plötzlich – um dich.

Der Künstler PeterLicht wiederum bewegt sich mit seiner Arbeit zwischen den Polen Text, Musik, Pop, Kunst, soziale Skulptur, Kapitalismus und Schnäppchenmarkt, „wobei am Ende was rauskommen soll, was vielleicht schön ist“.