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Robert Rotifer & Band (UK/A)

Der Exil-Österreicher aus London mit neuem Album "The Children on the Hill". Support: Rotz (Sbg). Rock und Folk mit Drama und Witz.

ARGE roter salon Konzert

Robert Rotifer hat sich zweifelsohne auf beiden Gebieten – dem der Musikberichterstattung und jenem der Musik selbst – einen Namen gemacht. Einerseits steigt er samt Gitarre selbstbewusst auf die Bühne, andererseits gilt er – vom österreichischen Nachrichtenmagazin „profil“ bis zur „Berliner Zeitung“, vom Radiosender FM4 (ORF) bis zum Deutschlandradio – als einer der kompetentesten und besten Pop-Schreiber, -Kenner und -Kommentatoren des deutschsprachigen Raums. Ende der neunziger Jahre zog es den Journalisten samt Familie nach London. Heute leben die Rotifers in Canterbury, selbst Mittelpunkt einer kleinen, aber sprichwörtlichen Szene.

Robert Rotifer: „Es gibt viel mitzuteilen. Die Form des politischen Liedes – nicht der propagandistischen, sondern der reflektierenden Art – feiert nicht ohne Grund eine Renaissance. Durch Konzertreisen und Airplay ist es mir in den letzten Jahren gelungen, ein wachsendes aufmerksames Publikum für meine Songs zu finden. „The Children On The Hill“ soll dazu beitragen, dieses Publikum konsequent zu erweitern und die Reise fortzusetzen“.
Das ist in der Tat very british. Nämlich nobel zurückhaltend und äußerst zuvorkommend formuliert. Die Sache ist: Rotifer ist als Musiker immer noch unterschätzt. Kaum jemand, der ursprünglich aus der deutschsprachigen Hemisphäre kam, ist so elegant, nachhaltig und quasi nebenbei in das britische Pop-Selbstverständnis vor- und eingedrungen. Wie ein Virus, der sich als Fan tarnt. Oder ein als Reporter verkleideter potentieller Kulturattentäter, der das Interviewer-Mikrofon zückt, eigentlich aber lieber seine eigenen Songtexte auspacken würde.

Mit den üblichen La-la-Klischee-Simplizitäten, wie wir sie von heimischen Bands, die sich einer (mehr oder minder) fremden Sprache bedienen, gewohnt sind, haben die „lyrics“ des neuen Albums „The Children on the Hill“ nichts zu schaffen. Es sind kleinere und größere Stories, die hier in Pastellfarben, Zwischentönen und Akkordsprüngen gemalt und zu einem Album, einem Bilderalbum zusammengefasst werden, und sie erheben keinen Anspruch auf Unvergänglichkeit. Wie auch die Kompositionen, die diese Texte einfangen, nicht den Anspruch erheben, den Rock'n'Roll neu zu erfinden. Den Folk, den Pop, das Singer-/Songwriter-Genre oder gar Brit Pop. Man kann die Lieder, die uns Robert Rotifer hier auf der Silberscheibe serviert, als unaufgeregte, aber keineswegs unaufregende Kaminfeuer-Erzählungen genießen, sie jederzeit in einen Kontext mit der Musik-Historie der letzten fünfzig Jahre stellen, von den Beatles über die Kinks, Who und Small Faces über The Jam, XTC und Billy Bragg bis hin zu Blur, David Gray, Fleet Foxes und den Kings of Convenience; oder sie zuvorderst als liebevoll vertonte journalistische Notizen, Kommentare und Ableitungen verstehen.

Wer Pop als internationale Sprache versteht, als ewige Liebhaberei und zeitgemäße Form der Flaschenpost, der wird „The Children On The Hill“ als kleinen, aber bemerkenswert konsequenten Beitrag zur Popgeschichte betrachten. Als Rotifers bislang bestes Album. Als Destillat aus Drang, Distinktion und Durchhaltevermögen. Und als äußerst sympathisches Statement eines Universaltalents.