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ARGEkultur • 05.10.2016 • Cornelia Anhaus, ARGEkultur

Die Kunst Nein zu sagen

Editorial der Künstlerischen Leitung zum Open Mind Festival 2016

Das Open Mind Festival widmet sich 2016 unter dem Motto „AUSweg. Das wesentliche NEIN.“ dem konstruktiven Verschwinden, dem emanzipatorischen „Genug ist genug“, der befreienden Verweigerung, aber auch der Flucht vor sich selbst, und dem damit einhergehenden Eskapismus.

Entgegen der Brexit-Annahme und anderer populistischer Polarisierungen, wo es darum geht, (schriftliche) Ablehnung zu erzeugen, fällt es keinem leicht, Nein zu sagen. Unser Gehirn ist darauf konditioniert, Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich zu vermeiden und schaltet daher oft auf ein „Ja“. Viele Kulturen haben nicht einmal ein Wort für „Nein“, stattdessen retten sich Sprachen wie Chinesisch z. B. in Umschreibungen. Nicht Klarheit steht hier im Vordergrund, sondern der sozialen Norm zu entsprechen. Ein „Nein“ erfordert Selbstbewusstsein und das beginnt im Kopf.

Ähnlich verhält es sich mit der aktiven, befreienden Flucht aus ausweglosen Situationen. Wenn man erkennt, dass man ein System nicht ändern kann, ist es legitim, ihm den Rücken zu kehren. Wenn man versucht, Alternativen zu finden oder zu leben, ist das kein Zeichen von Versager*innentum oder Schwäche, sondern von Intelligenz.

In beiden Fällen, dem selbstbestimmten Nein und der konstruktiven Flucht, wartet im besten Fall die persönliche Freiheit. Auch wenn diese zu leben oft nicht einfach ist, hat niemand das Recht, die eigene Würde zu missachten.

Cornelia Anhaus
Kuratorin Open Mind Festival

© Cornelia Anhaus, ARGEkultur