ARGEkultur Salzburg Logo
ARGEkultur auf Facebook ARGEkultur auf Flickr ARGEkultur auf YouTube ARGEkultur auf Instagram
Presse • 01.12.2009 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Die Revolution, live im Netz

Medientheater. Das Kollektiv gold extra versetzt den Radikal-Aufklärer Marat ins YouTube-Zeitalter.

Stell dir vor, es ist Französische Revolution, und alle sind live dabei: über Youtube, Facebook und die anderen Vernetzungsdienste aus der schönen, neuen Internetwelt. Vielleicht auch über die Beiträge, in denen die Blogger Jean Paul Marat und Charlotte Corday von den sich überstürzenden Ereignissen berichten.

Marat? Corday? Die Hauptfiguren ihres Medientheaters "Same Time Same Station" haben sich Sonja Prlic und Karl Zechenter aus der Geschichte ausgeborgt. Marat war der große Radikale der Französischen Revolution, der die Ideale der Aufklärung mit Gewalt gegen die Monarchie durchsetzte. Und Charlotte Corday war die Frau, die ihn 1703 mit einem Messerattentat stoppte.

Und wie funktioniert Aufklärung in einer heutigen Welt, in der die Informationsflut herrscht? Die Frage interessierte das Regisseurduo des Salzburger Kunstkollektivs gold extra. In dem Stück, das am Freitag in der Salzburger ARGEkultur Premiere hat, gehe es vor der Kulisse der Französischen Revolution also vor allem um das Thema, "wie wir mit Nachrichten umgehen, was wir von all den Informationen, die uns ständig umschwirren, aufnehmen, und was davon übrig bleibt", sagt Zechenter. Für den Zuschauer heißt das: Nicht nur auf der Bühne, auch auf Monitoren und Leinwänden gilt es, den Ereignissen zu folgen, denen sich die Protagonisten (Dorit Ehlers, Dirk Warme) aussetzen. Dazwischen ploppen Werbefenster mit Reklamen für Rückenkratzer auf - fast wie im richtigen Internetleben. Das Stück spiele "in einer Zwischen-Zeit", erläutert Prlic, "in der sich historisches Geschehen und aktuelle Ereignisse wie die Bankenkrise vermischen."

Warum das Internettheater nicht ganz im Netz stattfindet, sondern auf einer realen Bühne? "Wir haben uns das lang überlegt, fanden es aber spannender, Personen auf der Bühne zu zeigen, die das Thema mit dem Publikum live verhandeln. So sieht man Menschen allein vor dem Computer sitzen, und sich durch die Informationsflut klicken, statt selbst allein vor dem Computer zu sitzen."

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

WWW