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"Karte und Gebiet" nach Michel Houellebecq

Eine Produktion der Garage X in Koproduktion mit der ARGEkultur Salzburg. Österreichische Erstaufführung. Inszenierung: Ali M. Abdullah.

ARGE open mind festival "überLeben"

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In seinem neuesten literarischen Werk zieht Michel Houellebecq alle Register des postmodernen Romans: „Karte und Gebiet“ („La carte et le territoire“) ist Künstlerbiographie, Kriminalgeschichte und Utopie gleichermaßen.

Protagonist ist Jed Martin, ein in Paris lebender, einzelgängerischer Künstler, dem der Erfolg eher zugestoßen ist, als dass er ihn forciert hätte. Anhand der Chronik dieses Lebens seziert Houellebecq – komisch und geistreich – den Kunstbetrieb und seine Mechanismen. Der Roman fußt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen unserer Zeit, geht darüber hinaus und findet ausgerechnet in der Provinz seinen letzten Frieden.

Das Festival wird auch heuer wieder vom Open Mind Magazin (PDF) begleitet, das nicht nur die Programmpunkte ausführlich vorstellt, sondern weiterführende Aspekte durch die Beiträge von GastautorInnen wie Klaus Nüchtern oder Reinhard Haller thematisiert. Zudem wird ein Festivalblog dem Publikum die Möglichkeit bieten, Inhalte zu vertiefen, zu kommentieren und zu diskutieren.

Jed Martin gelingt nach seinem Kunststudium mit Fotografien von am Computer bearbeiteten Michelin-Straßenkarten der Durchbruch in der Kunstszene. Eine Liebesbeziehung, die er zu dieser Zeit mit Olga Sheremoyova, der russischen PR-Agentin von Michelin, eingeht, endet, als ihr von Michelin eine Stelle in ihrer Heimat angeboten wird.

Bald nachdem Jed Martin seine Arbeit mit Straßenkarten für beendet erklärt, erlangt er mit figurativer Malerei zu erneutem Ruhm. Dank der Gemälde seiner „Serie einfacher Berufe“ wird er zum höchstdotierten Maler Frankreichs.

Jed bittet den Schriftsteller Michel Houellebecq, für den Ausstellungskatalog zu dieser Serie ein Vorwort zu schreiben. Was nun folgt, ist zum einen eine grandiose Umkehrung von Roland Barthes' Aufsatz „Der Tod des Autors“ und zum anderen die Geschichte einer langsam wachsenden Freundschaft.

Es entspinnt sich eine krude Kriminalgeschichte, in der der Autor Michel Houellebecq sein Alter Ego einen grausamen Tod sterben lässt.

Was bleibt? Ist der Kunstmarkt genauso leer wie seine KünstlerInnen? Ist der Frieden nur im Tod zu finden? Die Menschen in Houellebecqs Erzählung beeinflussen ihre Umgebung nicht und sind unfähig, in der Welt ihren Platz zu finden.

Am Ende zieht sich Jed Martin in die Einsamkeit zurück und verlegt seinen Wohnsitz in das Haus seiner Großeltern auf dem Land. Er sagt sich von jeglichen sozialen Kontakten los, baut sein Haus zu einer Art Festung um, die kaum erreichbar ist. Am Ende heißt es: „Die Vegetation trägt den endgültigen Sieg davon“.

„Karte und Gebiet“ nach Michel Houellebecq
Aus dem Französischen von Uli Wittmann
Für die Bühne bearbeitet von Ali M. Abdullah und Hannah Lioba Egenolf, basierend auf dem Roman „La carte et le territoire“ von Michel Houellebecq.

„Houellebecqs Faszination geht von seiner im Zentrum stehenden sarkastischen Beschreibung unseres immer mehr pervertierenden Kunstmarktes aus und springt zwischen der Gegenwartsbewältigung einer suchenden Hauptfigur und der Utopieflucht des Autors hin und her und endet letztlich ohne Pathos bei der Abschaffung des Urhebers dieser Zeilen selbst. Dieser sehr innerliche, suchende, zwischen den Zeilen und jeglichen Fakten verhandelte Text sucht nach einer theatralen Form jenseits der dialogstarken argumentativen Theaterabende hin zu der Dekonstruktion der Sinnfrage.“

Regisseur Ali M. Abdullah über „Karte und Gebiet“

  • Mit Dennis Cubic, Aylin Esener, Horst Heiß, Alexander Simon, Florian Carove
  • Inszenierung Ali M. Abdullah
  • Ausstattung Renato Uz
  • Dramaturgie Hannah Lioba Egenolf
  • Musik Florian Kmet

Vorpremiere: 15.-17.11.2012, jeweils 19:30 Uhr, ARGEkultur, Salzburg
Premiere: 21.11.2012, Garage X, Wien. Ab dann im Repertoire.

Michel Houellebecq gilt international als Star der französischen Literaturszene und ist zurzeit einer der meistgelesenen, aber auch umstrittensten Autoren seiner Generation. In den 1980er-Jahren begann er mit Gedichten, die 1991 und 1992 gesammelt in den Bänden „Rester vivant“ und „La poursuite du bonheur“ erschienen („Suche nach Glück“, 2000).
Aber erst mit „Extension du domaine de la lutte“ 1994 („Ausweitung der Kampfzone“, 1999) und vor allem mit „Les particules élémentaires“, 1998 („Elementarteilchen“, 2001), Romane, die beide auch verfilmt wurden, gelangte das Enfant Terrible unter Frankreichs Literaten zu nationaler und internationaler Bekanntheit. Sein dritter Roman, „Plateforme“, 2001 („Plattform“, 2001), und der vierte, „La Possibilité d'une île“, 2005 („Die Möglichkeit einer Insel“, 2005), waren gleich bei ihrem Erscheinen Erfolge. Sie wurden mit diversen Literaturpreisen bedacht und noch im Veröffentlichungsjahr in mehrere Sprachen übersetzt.
In seinen Romanen zeichnet Houellebecq das provokante Bild einer narzisstischen, westlichen Konsumgesellschaft. Seine ProtagonistInnen leiden unter ihrer Egozentrik, ihrem Unerfülltsein und auch ihren Schwierigkeiten, in einer gefühlsgehemmten Gesellschaft menschliche Nähe und gegenseitige Hingabe zu erleben.
Für „La carte et le territoire“ („Karte und Gebiet“) wurde er im Jahr 2010 mit dem renommierten Literaturpreis „Le prix Goncourt“ ausgezeichnet.
www.houellebecq.info/deutsch

Der GARAGE X in Wien ist es gelungen, sich die Aufführungsrechte für den Stoff zu sichern. Ali M. Abdullah, Co-Leiter der Garage X, hat den Roman für die Bühne adaptiert. Nach Dramatisierungen von Romanen Matias Faldbakkens und Inszenierungen von Texten Elfriede Jelineks ist dies nun seine erste Transformation eines Romans von Michel Houellebecq für die Bühne.
www.garage-x.at