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ARGEkultur Jahresprogramm 2016

Produktionshaus ARGEkultur

Die ARGEkultur sieht sich als aktiver Teil des Gemeinwesens und führt diesen Diskurs mit künstlerischen Mitteln. Das Produktionshaus ARGEkultur ermöglicht es, neue Projekte zu initiieren, die diesen Anspruch verfolgen. 2016 wird die ARGEkultur vier Neuproduktionen realisieren. Diese kommen aus den Bereichen Theater, Tanz und Neue Musik. Die formalen Ausgangspositionen sind bewusst weit formuliert und entsprechen einem offenen Performance-Begriff, bei dem Experiment und Innovation im Vordergrund stehen.

produced by ARGEkultur

Wir arbeiten als Initiatorin und als Labor; Entwicklungsprozesse werden sowohl produktionstechnisch wie dramaturgisch begleitet. Der gesamte Produktionsbereich hat Priorität bei der Mittelvergabe innerhalb des Kulturbudgets. Hier investieren wir in zeitgenössische, innovative Kunstformen, die ihren Ursprung oft in regionaler und freier Kunst- und Kulturarbeit haben.

ÜBERALL NIRGENDS lauert die Zukunft

ÜBERALL NIRGENDS lauert die Zukunft
Christa Hassfurther und Vladimir Vertlib

21.–28.04.2016

Ein Theaterstück über Flucht und Vertreibung. Uraufführung.
Eine Koproduktion mit dem Theater bodi end sole.

„ÜBERALL NIRGENDS lauert die Zukunft“ wird sich mit dem Thema Migration in ihren vielen Facetten auseinandersetzen und fokussiert insbesondere das Fremdsein. Thematischer Ausgangspunkt sind die nach 1945 errichteten Durchgangslager – in vorhandenen Lagern aus der Zeit des Nationalsozialismus – im Raum Hallein für Vertriebene und Auswanderer/Auswanderinnen. Eine besondere Bedeutung kam dabei dem ehemaligen SS-Lager auf dem heutigen Areal der Zellulosefabrik Hallein zu, das von seinen jüdischen BewohnerInnen „Beth Hallein“ (Haus Hallein) genannt wurde.

Auch Sudetendeutsche und Wolgadeutsche waren unter den Vertriebenen. Einige von ihnen haben sich im Raum Hallein und Salzburg niedergelassen, wo sie bis heute leben.

Thematisches Ziel jedoch ist die gegenwärtige Situation der Menschen, die wir heute als „Displaced Persons“ bezeichnen müssen: Es geht um Migration, wie sie sich auch derzeit in Europa, direkt vor unserer Haustür abspielt. Der in Salzburg lebende Autor Vladimir Vertlib, der selbst eine wechselvolle Geschichte der Emigration erlebt hat und diese in seinen Werken immer wieder thematisiert, hat dieses Stück geschrieben. Regisseurin Christa Hassfurther wird mit SchauspielerInnen sowie einer Gruppe von AsylantInnen (sie werden den Chor bilden) das Stück inszenieren.

Zum Stückinhalt: David überlebte als Jugendlicher die Shoah, während seine gesamte Familie von den Nazis ermordet wurde. Nach der Befreiung musste er als sogenannte „Displaced Person“ (DP) auf dem Weg nach Palästina mehrere Monate in einem DP-Lager (an einem nicht näher genannten Ort in Deutschland oder in Österreich) zubringen.
1946 gelang ihm die illegale Einreise nach Palästina.

Genau 70 Jahre später kehrt er zurück, um vor seinem Tod noch einmal jenen Ort aufzusuchen, an welchem er die Zeit unmittelbar nach dem Krieg verbringen musste. Doch wo sich einst das DP-Lager befand, sind heute wieder Flüchtlinge untergebracht. Auch für sie ist die Unterkunft – wie damals für David – ein Ort des Übergangs, ein Neubeginn nach Krieg, Trauma und Verlust, eine Stätte der Hoffnung, aber auch des Schmerzes und der Desillusionierung. Die vermeintliche Sicherheit ist stets bedroht. Es gibt Brandanschläge durch Rechtsradikale, Demonstrationen gegen Flüchtlinge, Terrorverdacht, und die Bürgermeisterin der Stadt verfolgt eigene, opportunistische Ziele. David kommt mit den Flüchtlingen ins Gespräch, freundet sich mit dem aus Syrien stammenden Deutschprofessor Ibrahim an und hat einen Wunsch, welchen ihm die Flüchtlinge schließlich erfüllen, denn mit diesem Lager verbindet David eine ganz besondere, persönliche Geschichte ...

ÜBERALL NIRGENDS lauert die Zukunft behandelt Verfolgung und Flucht, erzählt über Angst, Vorurteile, Islamophobie und Antisemitismus und die Chancen der Begegnung. Vergangenheit und Gegenwart dienen einander als Gleichnis und als Zerrspiegel. Es ist ein politisches Stück, welches – oftmals mit bitterem Humor – den Aberwitz der Flüchtlingskrise aufzeigt und in einen historischen Kontext stellt.

  • Mit Dorit Ehlers, Anna Russegger, Salim Chreiki, Jurij Diez, Michel Widmer und einem Chor von Schutzbedürftigen und weiteren DarstellerInnen
  • Regie Christa Hassfurther
  • Bühne Alois Ellmauer
  • Produktionsleitung Andrea Folie
  • Kostüme Pablo Alarcon
  • Lichttechnik Gunther Seiser
  • Tontechnik Helfried Hassfurther

Mehr Informationen zu ÜBERALL NIRGENDS lauert die Zukunft

stART – Festival aktueller Musik
Kerberos Score – ein inszeniertes Konzert

stART – Festival aktueller Musik

15., 16. & 20.09.2016

Kompositionen von Werner Raditschnig und Alexander Bauer. Produktionsauftrag für experimentelle Formen des Neuen Musiktheaters.
Koproduktion mit dem oenm. österreichisches ensemble für neue musik.

Das Sterben ist ein Teil des Lebens. Es beschreibt den letzten Abschnitt der Existenz eines Individuums, welches sein ganzes Leben lang versucht, das Sterben zu verhindern. Der Antrieb zu überleben ist eine starke innere Kraft, die wir nicht immer verstehen, die uns aber zweifelsfrei immerzu vorwärts streben lässt und begleitet.

Bis auf das Sterben wird jeder Lebensabschnitt von Entscheidungen eines Individuums geprägt. Hier endet die Selbstbestimmung, außer wir überlisten den Überlebenstrieb durch Außeneinwirkung. Die Selbstbestimmung des Körpers endet aber bei der elementarsten Funktion, dem Schlag des Herzens. Es schlägt so lange es kann, dann stoppt es – ohne unseren Willen zu befolgen – an einem oder einem anderen Tag. So, wie es ohne unser Zutun ein Leben lang geschlagen hat, beendet es diese Funktion.

Nach und nach enden auch alle weiteren Funktionen in unserem Körper. Das Sterben ist ein ungleichzeitiger Prozess, in dem die unterschiedlichen Energien des Lebens zum Stillstand kommen. Der Stillstand ist der Endpunkt des Sterbens, der in unterschiedlicher Geschwindigkeit und mit unterschiedlicher Intensität erreicht wird, ein polyrhythmischer Weg zur Stille.

Die biennal stattfindende stART-Produktion beschäftigt sich 2016 mit dem akustischen Weg hin zum Stillstand. Ausgehend von einer angenommenen vollständigen Funktionalität werden wir eine Versuchsanordnung herstellen, welcher kontinuierlich der Antrieb – also die immer wiederkehrende Beschleunigung – entzogen wird. Dieser Prozess hin zur Stille ist nicht gleichförmig, sondern kann, wie im Klangkörper eines Orchesters/Ensembles, unterschiedliche akustische Positionen einnehmen. Wir suchen nach Möglichkeiten, um die langsam ausklingenden und ausschwingenden rhythmischen Strukturen eines Organismus in eine musikalische Interpretation zu übersetzen.

Dieses Auftragswerk wird von zwei höchst unterschiedlichen Komponisten realisiert.
Alexander Bauer, geboren 1993, studiert zurzeit an der Universität Mozarteum und hat schon einige Kompositionen mit dem oenm realisiert.
Werner Raditschnig, geboren 1948, gehört zu den renommiertesten Pionieren für zeitgenössische Musik in Salzburg, besonders an der Schnittstelle zu elektronischer Musik. Sein Beitrag zu diesem Kompositionsauftrag wird sehr stark getragen von der Zusammenarbeit mit dem Kölner Künstler Gero Koenig, der eine weltweit einzigartige Instrumental-Installation entwickelt hat: den Chordeograph. Weiterer musikalischer Gast ist der Komponist Marco Döttlinger.

Eine szenische Umsetzung dieser musikalischen Versuchsanordnung wird durch die Konzeption einer spezifischen Lichtinstallation ermöglicht. Diese versucht, das Verlangsamen und Ausklingen der unterschiedlichen rhythmischen Ebenen der Musik in eine physikalische Ableitung von Licht verschiedener Wellenlängen zu übersetzen.

  • Komposition Werner Raditschnig und Alexander Bauer
  • Gäste Gero Koenig (15. & 16.09.) und Marco Döttlinger (20.09.)
  • Idee und Konzeption Markus Grüner-Musil
  • Es spielt das oenm.

Mehr Informationen zu Kerberos Score am 15.09., 19.09., 20.09.

bluff

bluff
Foto (c) Bernhard Müller

17. & 18.10.2016

Tanztheater
Koproduktion mit cieLaroque/helene weinzierl.

cieLaroque/helene weinzierl beschäftigt sich in der neuen Produktion „bluff“ mit den Begriffen Wahrnehmung, Realität und Täuschung.

Die Begrifflichkeit der „Wahrheit“ oder „Echtheit“ wird aktuell immer ambivalenter: ob im Falle von Berichterstattung in den Medien oder bei „einfachen“ Bildern, die Dank des Internets ständig neu kontextualisiert werden können; mit Hilfe von Photoshop ist jede Wirklichkeit schnell glaubwürdig hergestellt.

Entsprechend dieser Dynamik wird im Stück ein Bühnengeschehen geschaffen, das mit Kameras eine parallel projizierte Wirklichkeit erzeugt. Es entstehen Perspektiven, die sich ändern können; zeitliche und räumliche Verschiebungen gestalten eine neue Realität oder ist dies alles nur Illusion?

Choreografisches Arbeiten ermöglicht verschiedene Formen der Täuschung. Die assoziativen Freiräume lassen unklar, ob die Täuschung auf einer bewusst herbeigeführten Manipulation basiert oder ob die Täuschung erst durch die Interpretation der BesucherInnen möglich wird.

Die virtuelle Welt dieser Neuproduktion wird durch zwei Live-Kameras gestaltet. Eine generiert Bilder durch eine Drohne von oben, eine andere befindet sich auf einem Helm mobil im Publikum. Allerdings bleibt offen, ob das Material, das gerade am Screen zu sehen ist, in Echtzeit geschieht, oder doch von einer unbekannten „Regie-Hand“ eingeschleust wird. Aus einer schönen, heilen Tanzwelt wird ein abstraktes Stück, das Perspektiven der Wahrnehmung plötzlich in eine Bedrohlichkeit, Kontrolle und Verfolgung kippen lässt.

  • Choreografie & künstlerische Leitung Helene Weinzierl
  • Tanz/Schauspiel Luan de Lima da Silva, Hugo Le Brigand, Manuela Calleja
  • Musik & Komposition Oliver Stotz
  • Video Oliver Stotz, Petra Hinterberger, Markus Huber
  • Dramaturgie Peter Huber
  • Lichtdesign & Technik Peter Thalhamer

Mehr Informationen zu bluff am 17. & 18.10.

aktionstheater ensemble
Immersion. Wir verschwinden.

Immersion. Wir verschwinden.
Foto (c) Apollonia Bitzan

10., 12. & 13.11.2016

im Rahmen des Open Mind Festival 2016 „AUSweg. Das wesentliche NEIN.“ (10.–20.11.2016)

2016 kreist das Open Mind Festival um die Themen des Verschwindens und Entkommens. Die Sehnsucht nach dem Verschwinden der Wirklichkeit in der Kunst ist wohl genauso alt wie die Angst vor dem Verschwinden der Wirklichkeit.
Das Open Mind Festival wird sich Orten der Erleuchtung wie des Zerfalls widmen, der Emanzipation und Flucht nach vorn wie dem Eskapismus als Ausweg vor der Unerträglichkeit des Seins. „AUSweg. Das wesentliche NEIN.“ als Aufforderung für einen Aufbruch ins Ungewisse.

Die originär für das Festival erarbeitete Produktion des aktionstheater ensemble „Immersion. Wir verschwinden.“, in der Regie von Martin Gruber, beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit dem big escape, der großen Flucht. Nur wohin! Ins Theater, in eine andere Stadt, in ein anderes Land, auf eine einsame Insel, auf eine andere Erde, in eine andere Welt, in ein virtuelles Leben. Anker lichten und los. Und dann gerät alles aus den Fugen und der Abend zur betörend narzisstischen Apokalypse.
Einmal mehr macht sich die zwischen Dornbirn und Wien verortete Theaterformation über die Schlachtfelder des Lebens her und liefert damit auch mehr oder minder Überlebensstrategien, die bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt sind: Ausbruchsversuche, die sich ob des gesellschaftlichen status quo zwischen Heim und Heimatlosigkeit, Solidarität und Solitär, Ich-sein und Anders-sein regelrecht selbst zementieren. Off-Theater, das Maßstäbe setzt.

Eine Produktion des aktionstheater ensemble in Koproduktion mit der ARGEkultur. Uraufführung.

  • Buch/Regie Martin Gruber
  • Text aktionstheater ensemble, Martin Gruber und Claudia Tondl
  • Mit Martin Hemmer, Andreas Jähnert u. a.

Mehr Informationen zu Immersion. Wir verschwinden.

Logo Open Mind Festival

Das Open Mind Festival verfolgt seit seinen Anfängen das Ziel, die Auseinandersetzung mit einem aktuellen, gesellschaftspolitisch relevanten Gegenstand über künstlerische und diskursive Wege zu ermöglichen und versteht sich als Think Tank und Motor für Gesellschaftspolitik und Sozialkritik. „Kultur macht Thema“ ist der Slogan des Festivals, indem durch innovative, experimentelle und spartenübergreifende Zugänge, KünstlerInnen wie ZuschauerInnen in neue Facetten und Blickwinkel soziopolitischer und -kultureller Zusammenhänge eindringen.

Kuratorin des Open Mind Festivals: Cornelia Anhaus