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Soap&Skin (abgesagt!)

ARGE konzert

Keine der musikalischen Entdeckungen der letzten Jahre konnte so sehr erschüttern wie Soap&Skin aka Anja Plaschg. Geradezu schockierend ist die Vehemenz, mit der sich die erst 18 Jahre junge Künstlerin in ihre Kompositionen wirft und sich bis aufs Letzte von ihnen verzehren lässt.

Wer Soap&Skin jemals live gesehen hat und erlebt, ja, erlitten hat, wie diese zierliche, wild entschlossene Person sich mit fiebrigem Blick ihrer Musik und dem Publikum ausliefert, mit halb erstickter Stimme flüsternd, um dann mit zurückgeworfenem Kopf zu heulen wie ein verletzter Wolf, umgeben von einer vibrierenden Totenstille aus Ehrfurcht, hat das Gefühl, einen historischen Moment miterlebt zu haben. Es gibt kein Zurück mehr für jemanden wie Anja Plaschg, und fast möchte man sie da rausnehmen, weil das, was sie macht, in seinen Dimensionen so unermesslich ist wie ein Eisberg, dessen tatsächliche Ausmaße man nicht einmal erahnen kann. Aber gleichzeitig ist so deutlich, dass sie, auch wenn man das Gequatsche von geborenen Künstlerinnen und Genies nicht ertragen kann, nicht drum rum kommt, sich immer weiter zu exponieren – sie muss.

Das erste Album von Soap&Skin verfolgt konsequent die von den bereits veröffentlichten Stücken vorgegebene Linie von Dramatik, Zerrissenheit und Melancholie. Die Wucht dieses Debüts liegt in seiner Paradoxalität: es ist ein Werk von unheimlicher Reife, das ohne seine jugendliche Ungezügeltheit und Getriebenheit nicht existieren könnte. Plaschg wirkt hier nicht wie ein Teenager der 00er Jahre, sondern wie eine durch die schroffen Spukwelten der viktorianischen Brontë-Sisters geisternde, rebellisch-schwermütige Heldin, die viel zu viel an Weltwissen auf ihrem schmalen Rücken buckelt. Auch wenn Parallelen zu Songwriterinnen wie Cat Power oder Scout Niblett, die in ähnlich gemarterter Weise zu Piano singen und von ihren Fans mit vergleichbarer Ehrfurcht empfangen werden, musikalisch näher liegen, lässt das sturmumtoste, grandiose Aufbrausen von Soap&Skins Kompositionen eher an die ebenso gespenstische Welt einer Kate Bush denken. Auch die debütierte bereits mit 16. Kate Bushs erster Erfolg war die musikalische Ode an die abgründige Gothic Love Story „Wuthering Heights“, verfasst von der Emily Brontë, als deren Romanprotagonistin man sich Anja Plaschg, die wiederum mit ihrer Vorliebe für Techno und Maschinen so gar nichts Gestriges hat, so gut vorstellen kann.

Soap&Skin ist schon jetzt in so vielen Dimensionen über Anja Plaschg hinausgewachsen.