Kritik • 06.05.2009 • Karl Harb, Salzburger Nachrichten Die Jungen werden gefordert Jugendtheatertage. Die Initiative leistet sich zwei Uraufführungen, ermöglicht Begegnungen und blickt auf die Theaterarbeit von Jugendclubs. A wie Anna, Alice, Astrid und Agnes. A aber auch wie: Anfang. Die vier Mädchen sind 17 und also in jenem Alter, mit dem das Leben erst beginnt. Mit 17, da hat man noch Träume. In ihrem Einakter "Sommerliebe" erzählt die Wiener Jungautorin Alexandra Turek, wie sich Anna an ihre Sommerliebe Tom erinnert und sich ein Kind wünscht. So wie die anderen auch etwas Außergewöhnliches erleben wollen - ohne sich gleich allfälliger Konsequenzen bewusst zu sein. Die Mauern der "Erwachsenenwelt" sind ohnehin hoch genug. Szenenwechsel: Nora und Fabian, Georg und Clara sind vier junge Menschen, die einander kennen, die gemeinsam Urlaub machen oder sich in der Bar treffen. Jede und jeder hat so einen kleinen Tick, man zankt sich und versöhnt sich wieder. In der Hauptsache aber ist man trotzdem jeder für sich allein. Bis Fabian seinem Leben ein Ende setzt. Hätte man davon wissen können, wissen sollen, wissen müssen? Und wie geht man damit um? Am Ende ist man doch immer - allein. "In der Zwischenzeit" heißt der Einakter des in Salzburg geborenen, in Berlin lebenden 29-jährigen Autors und Dramaturgen Christian Smetana. Auch sein Stück ist wie "Sommerliebe" ein Auftragswerk für die Salzburger Jugendtheatertage. Beide Stücke wurden am Sonntag in der ARGEkultur uraufgeführt und stehen noch bis Mittwoch auf dem Programm. Elfi Schweiger, die unermüdlich umtriebige Organisatorin, hat diese Veranstaltung mittlerweile durch ihr Netzwerk aus Schülern, (Festspiel-)Freunden und überregionalen Kontakten zu einer beachtlichen Initiative ausgeweitet. Bis 8. Mai sind so acht Jugendclubs und zwei Schauspielschulen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum in Salzburg zu erleben, es wird ganztägig Programm gemacht. Gezeigt wird nicht nur "laienhafte" Begeisterung für das szenische Spiel, sondern - nimmt man das Vorjahr als Gradmesser - Theater mit professionellem Anspruch.Professioneller Anspruch So hat Tureks Text Christian Stückls Hausregisseur am Münchner Volkstheater, Philipp Jeschek, kraftvoll buntschillernd in Szene gesetzt: in einen Rahmen aus Bierkisten, die sich mobil zu Dekorationsteilen verschieben lassen, mit Studierenden des Konservatoriums Wien und Bochum "auf dem Sprung" ins Engagement. Sie treffen den Jungmädchen-sehnsuchtstraum-Tonfall zwischen frech und versonnen, aufsässig und verletzlich durchaus authentisch in spotartig beleuchteten Skizzen. Christian Smetanas "Sprechspiel" ist in enger workshopartiger Kooperation mit Jan Stephan Schmieding, in Zürich Assistent beim künftigen Burgchef Matthias Hartmann und bei Jan Bosse, und den fünf Mimen aus Wien und Salzburg zu strenger Form geworden. Die Erzählungen der einzelnen Figuren wirken wie musikalisch organisierte Etüden, monologisch, kanonisch oder in "Engführung", denen Raum und Spiel klare, zeichenhafte Kontur geben. Das Platzen eines Luftballons, Stimmungswechsel auf den Gesichtern - und man weiß, jetzt ist ein Mensch tot. Und wenn da und dort die sprachlichen Situationen etwas gesucht wirken, trägt die szenische Zeichensetzung über das Manko gut hinweg. Die Schüleraufführung am Montagvormittag traf wohl auf ein allzu junges Publikum, das dennoch tapfer durchhielt. Auch das gehört zur "Überforderung", die die Jugendtheatertage anstrengend, aber in ihrer Vielfalt auch reizvoll machen. © Karl Harb, Salzburger Nachrichten WWW Veranstaltung Eröffnung der 3. JugendTheaterTageSalzburg (03.05.2009) Salzburger Nachrichten