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Kritik • 20.05.2009 • Ursula Trojan, DrehPunktKultur

Winterschlaf der Miesmuschel

Das Theater F.O.C.U.S.S. gastiert mit einem furios-rhythmischen Verwirrspiel des katalanischen Autors Sergi Belbel in der Arge: " Spielwiese, zwei im Quadrat" ist eine Komödie, in deren Mittelpunkt ein Bett steht.

Irgendetwas ist "angeknackst" in der Beziehung zwischen dem Mann und der Frau. Eine neue Bettstatt soll als Rettungsanker fungieren. "Zwei mal zwei für zwei, für Individuen entgegen gesetzten Geschlechts": Aufgebaut biete das gute Stück "Leichtheit aber auch Stabilität", philosophiert Er. Sie hingegen findet die extra dafür geschneiderte Bettdecke "eine Augenweide".

Ein "Fingerzeig des tragischen Schicksals" lässt am Abend jedoch die persönliche Einweihung des neuen Spielplatzes scheitern. Schnell werden ein Freund des Mannes und eine junge Freundin der Frau, die einander gar nicht kennen, herbeitelefoniert ...

Eine fulminant gemeisterte Herausforderung für das gesamte Team rund um Regisseurin Gerda Gratzer. Das Theater F.O.C.U.S.S. ist immer auf der Suche nach originellen, "passenden" Spielstätten. Für dieses Stück bietet sich der intime Raum des Studios in der Arge vortrefflich an: Das Publikum ist hautnah dran - und doch in sicherer Distanz zu den zum Teil desaströsen Geschehnissen rund um die Spielwiese. Hildegard Starlinger und Gerard Es verleihen dem (älteren) Paar auf kurios-komödiantische Art heiter-schusseliges bzw. eingeschlafen-philosophierendes Leben. Melanie Kogler und Jurij Diez agieren glaubwürdig als junge Leute, die nicht viel miteinander anfangen können.

Die 38 kurzen Szenen werden zeitlich nicht chronologisch aufgeführt sondern sind in einer raffinierten Montage festgelegt: Nach einem Spiegelsystem laufen die einzelnen Teile wechselweise vor und rückwärts, was zusätzliche Erheiterung (und spannende Aha-Erlebnisse) beim Publikum forciert.

Sergi Belbel will die Zuschauer mit "einer Geschichte der enttäuschten Erwartungen konfrontieren". Und wirklich kommt alles minutiös anders, als der Schelm denkt. Auch das ist ein Element, das den Reiz dieses Stücks ausmacht.

© Ursula Trojan, DrehPunktKultur

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