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Kritik • 22.05.2009 • Ursula Trojan, DrehPunktKultur

Wer wäre ich in dieser Lage?

Kein Spiel, das Kinder in Schulpausen spielen: Das Schauspielhaus zeigt mit "Herr der Fliegen", nach dem Roman von William Golding, eindrucksvolles Jugendtheater. Aufführungsort ist die ARGEkultur, Premiere war am Mittwoch (20.5.).

Dunkle Bühne. Das ohrenbetäubende Geräusch der Bruchlandung eines Flugzeugs. Nach und nach tauchen sie auf, die Überlebenden. Neun Schüler sind es, die sich ab sofort auf dieser völlig unbewohnten Insel ihr Leben neu einrichten, sich organisieren müssen, um weiter leben zu können. Anfangs stellt sich das alles noch recht einfach dar. Ein Anführer wird gewählt, Regeln werden ebenso aufgestellt, wie Wachen für das Signalfeuer.

Im rasanten Ablauf zunehmend dramatischer Geschehnisse gibt es zwischendurch immer wieder "Atempausen": Mittels Scheinwerfer wird jeweils einer der Jugendlichen herausgepickt und "durchleuchtet". Er oder sie beschreibt das Erlebte in wenigen Sätzen aus seiner Sicht. Das sind beklemmende Szenen, in denen jeder Einzelne nackt und schutzlos wirkt - auch wenn er in der Gruppe gerade noch den coolen Typen gegeben hat. Das sind dann detaillierte Aussagen über das, was passiert ist. Sie gleichen einem Verhör durch ein Erwachsenengericht. Denn der Großteil der Gruppe wird am Schluss zwar gerettet, doch der Stein von Hass und Gewalt, der so bald ins Rollen gekommen war, hat auch Opfer gefordert.

Ungemein beeindruckend ist die Energie des jungen Ensembles, das sich unter der Regie von Claus Tröger an diesen heiklen und harten Stoff gewagt hat. Sorgsam wurden die Charaktere der neun Gestrandeten herausgefeilt. Da ist das Mädchen, das einfach nur nach Hause will. Oder der Bursche, der heimlich betet. Da springen einige über den Schatten ihrer eigenen Angst - für die Gruppe. Mancher lässt sich hinreißen zu rohen Gewalttaten und tut wie in Trance Dinge, die er später bitter bereuen wird.

Wer wäre ich in dieser Lage? Das fragt man sich als Zuschauer bestürzt.

Dieses Stück hat nicht den Anspruch, zu "gefallen". Vielmehr sollte die "Parabel über das Ende menschlicher Unschuld" auch wie ein Stein sein: Ein Stein des Nachdenkens, der ins Rollen kommt.

© Ursula Trojan, DrehPunktKultur

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