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Presse • 25.05.2009 • Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten

Wo Songs blühen, herrscht keine Krise

Betörung. I'm From Barcelona und The Miserable Rich spielen am Montag Konzerte in Salzburg. Diese Gleichzeitigkeit zeigt: Die Kunst des schönen Popsongs gedeiht besonders gut in schlechten Zeiten.

Wem's nur um ein Foto ginge, dem fiele die Wahl leicht. Für ein Foto, auf dem etwas zu erkennen sein soll, nimmt man dann doch eher vier Herren aus Bristol als knapp 30 Jungs aus Jönköpping in Mittelschweden. Vier passen leichter drauf auf so ein Bild. Aber ums Sehen geht's eben nicht. Es geht ums Hören, und das macht die Sache schwierig, wenn zufällig beide Bands am selben Tag in deiner popmusikalisch ohnehin nicht übervölkerten Stadt gastieren.

Denn The Miserable Rich, eine nach Rockvorbild klassisch vierköpfige Band aus Bristol, und I'm From Barcelona, ein bis zu 29 Mann umfassendes Freundesorchester aus Schweden, gehören zu den feinsten Songvorträgern, denen man in diesen Tagen über den Weg laufen kann.

Die einen wie die anderen zählen zur unsterblichen Gattung von Popmusikern, die aus kleinen Ideen große Songs wachsen lassen. So haben's beide Bands derzeit durchaus leicht. Der Song als Mittel zur Wiedergabe emotionaler Tiefe, gesellschaftlich relevanter Themen oder auch purer, aber wohldosierter Heiterkeit feiert ja in Zeiten der Rundherumkrise fröhliche Urständ. Was hülfe besser als ein tröstendes Lied? Und genau solche Lieder haben sowohl The Miserable Rich als auch I'm From Barcelona - wenn auch mit gänzlich unterschiedlichen formalen Ansätzen - im Gepäck.

Den Hippie-Hipstern aus Schweden geht es dabei um den großen gemeinsamen Kindergeburtstag. Als Band war, was nun als I'm From Barcelona allerorten mit Vorschusslorbeeren empfangen wird, nie geplant. Anführer Emanuel Lundgren hatte sich immer wieder Freunde eingeladen, um seine wundersam kindlichen Weisen mit ihnen zu singen. Und irgendwann landeten sie auf einer Bühne. Und dann nahmen sie ein Album auf. Und der Song "We're from Barcelona" schaffte es vor gut zwei Jahren sogar in Camp Nou, den Fußballtempel. So geht die Globalisierung: Die Hymne des FC Barcelona stammt aus Schweden. Bei Lundgren hört sich alles an, als wäre es die leichteste Übung der Welt, einen simplen Popsong hinzukriegen, der noch Tage nachklingt.

Und wenn schon nicht in der Organisation, so sind The Miserable Rich zumindest in diesem Punkt Geistesbrüder. Die vier Briten bereiten aus einfachsten Melodien, zumindest oberflächlich betrachtet, simple Wahrheiten. Im Untergrund aber stellen sie Fallen auf, ziehen den Zuhörer in einen Strudel der Glückseligkeit. Die Partie mag im klassischen Rockbandformat auftreten, sie spielt aber auch auf Cello, Violine und Kontrabass. "Ein Kammerquintett für moderne Songs" wollen sie sein, sagt Bandgründer, Songschreiber und Sänger James De Malplaquet.

Die größte Gabe beider Bands liegt jedenfalls in der scheinbaren Unschuld, mit der sie daherkommen. Bei den Schweden gibt es da auf der Bühne schon Mal Seifenblasen und eine Ukulele. Bei den Briten schleichen sich Erinnerungen an jene ein, die schon probiert haben, Streichinstrumente zu Pop zu machen. Dass in keinem der beiden Fälle peinlich, kitschig oder gar gekünstelt wirkt, was passiert, liegt daran, dass diesen Musikern im Grund nur eines ganz wichtig ist: das Lied als essenzieller, hoffnunggebender Bestandteil des Lebens.LIVE: Beide Bands am Montag in Salzburg. The Miserable Rich (ARGEkultur, 21 Uhr). I'm From Barcelona (Rockhouse, 20.30 Uhr).

© Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten

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