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Kritik • 09.06.2009 • Florian Oberhummer, SVZ

Haydn und der Techno

ARGEkultur: stART-Festival "Artfremd"

Zunächst Selektion: Blauäugige werden von Grün und Braun getrennt, im Saal findet sich alles wieder auf Matten oder Stühlen zusammen. Wieder einmal hat eine stART-Produktion Neue Musik aus Salzburg präsentiert, das Bemühen um lockere Vermittlung ist spürbar. Das Festival begab sich am Donnerstag mit "Artfremd" ins urbane Ambiente der ARGEkultur. Ob das Thematisieren des herumzigeunernd Unsesshaften auf die eigene Situation verwies, blieb unklar.
Hüseyin Evirgen verwandelte das oenm-Quartett in eine "Nomadenmaschine", die Musiker arbeiteten sich in einer raumgreifenden Choreographie von Mirjam Klebel an einem Loop ab, statt 808-Basstrommel und Hi-Hat aus der Konserve sorgen klassische Instrumente für Sounds und Patterns. Violine (Bozena Angelova) und Cello (Julia Ammerer) dürfen zu Selbstgestampftem die Offbeats streichen. Die Tuba (Josef Steinböck) übernimmt das Ruder, das Akkordeon (Karin Küstner) fügt Cluster dazu. Evirgens Musik besitzt jene Sogwirkung, die man Beats-Bastlern zutraut, und stellt zudem noch die Parameter des Genres bloß.
Wie bizarr wirkt darauf das Finale von Haydns Zigeuner-Klaviertrio, hier mit Akkordeon in ein Sechzehntel- Gewitter verwandelt. Die zweite Uraufführung "Missverständnisse" hat Hossam Mahmoud beigesteuert, die Wanderfreude des Trios wurde in filigranabstrakte, mit fernen Zigeuneranklängen angereicherte Bahnen gelenkt.

© Florian Oberhummer, SVZ

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