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ARGEkultur • 06.02.2020 • Sebastian Linz, ARGEkultur

Editorial Frühjahr 2020

Liebe Zuschauer*innen,

VERDRÄNGEN VERDRÄNGEN VERDRÄNGEN heißt die neue Arbeit der furiosen finnischen Performancegruppe Oblivia, mit der die ARGEkultur seit letztem Jahr zusammenarbeitet. Improvisation und formale Strenge, Banalität und Brillanz liegen bei Oblivia immer ganz nah beisammen – und wir freuen uns sehr, Ihnen diese – manchmal urkomische – Merkwürdigkeit zeitgenössischen Performancetheaters Anfang März als Österreichpremiere vorstellen zu können.

Wie‘s dazu kommt? Gemeinsam mit dem Theater Rampe und dem ECLAT Festival in Stuttgart, sowie dem Espoo City Theatre und dem Tampereen Työväen Teatteri (beide in Finnland) haben wir diese interdisziplinäre Performance, die von Oblivia unter anderem in Detroit, Helsinki, Stuttgart und nicht zuletzt in Salzburg erarbeitet wurde, koproduziert. Wir richten den Blick also nach draußen, erweitern unseren künstlerischen Aktionsradius – und holen dabei mit Oblivia die Geister des Verdrängten aus dem Keller des kollektiven Gedächtnisses zurück ins Scheinwerferlicht des Bewusstseins.

Aber: Das Thema des Verdrängens zeigt sich nicht nur im Äußeren, sondern auch beim Blick nach innen – ganz konkret, lokal und tagespolitisch. Nach dem Scheitern des Projekts ‚Rauchmühle' als Arbeitsort für die freie Salzburger Kulturszene stellt sich bis auf Weiteres die Frage: Wo kann und soll in Zukunft unter professionellen Bedingungen Kunst und Kultur erarbeitet werden? Die ARGEkultur stellt ihre Räumlichkeiten, wo es nur geht, zur Verfügung, sie ist Produktionsstätte und Arbeitsplatz für viele hundert freie Kulturakteur*innen. Im fünfzehnten Jahr des Bestehens platzt das Gebäude an der Ulrike-Gschwandtner-Straße jedoch aus allen Nähten.

Die Ergebnisse von berstender Arbeitswut und vielfältigen Schaffensprozessen sehen Sie bei uns auf den Bühnen – auch im März, April und Mai gibt es zum Beispiel wieder zahlreiche Theateraufführungen von Salzburger Künstler*innen. Ein dicht gedrängtes Programm sozusagen, um hier mal im selben semantischen Register zu bleiben. Dennoch fragt sich manche*r, wie es nun weitergeht, wenn nachhaltige und notwendige Schritte der Weiterentwicklung und Professionalisierung in einigen Bereichen bis auf Weiteres nicht gegangen werden können. – Da wir die ARGEkultur als Ort des gesellschaftlichen Austauschs, konstruktiven Dialogs und Miteinanders - auch von divergierenden Interessensgruppen - betrachten, wollen wir darüber reden. Und VERDRÄNGEN VERDRÄNGEN VERDRÄNGEN bietet den thematischen Anlass dazu. In Kooperation mit dem Dachverband Salzburger Kulturstätten laden wir nach der Vorstellung am 06. März die Kulturakteur*innen und Politiker*innen der Stadt - und natürlich auch Sie - ein, um statt eines bloßen Publikumsgesprächs mit uns über Kunstproduktion, Raumbedarf und Verdrängung zu diskutieren: DRANG UND RAUCH.

Ihr Sebastian Linz

© Sebastian Linz, ARGEkultur