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Kritik • 09.12.2009 • Lukas Luger, Oberösterreichische Nachrichten

Kühle Elektronik trifft auf höchste Emotionalität

Amadeus-Preisträgerin "Soap&Skin" alias Anja Plaschg zum ersten Mal live mit Ensemble

Ihr fiebriger Blick ist auf den schwarzen Flügel und den darauf platzierten Laptop gerichtet, die Körperhaltung angespannt. Nur die Hände bewegen sich, gleiten über die Tasten. Ein permanenter Wechsel zwischen fragilem, hauchzartem Spiel und ins Manische abgleitendem Hämmern.
Als die Streicher einsetzen, entspannt sich der Blick. Es ist das erste Mal, dass "Soap&Skin" alias Anja Plaschg (19), Österreichs Songwriter-Hoffnung Nummer eins, gemeinsam mit einem sechsköpfigen Ensemble auf der Bühne steht. Dementsprechend groß offenbar die innere Anspannung, das Publikum wird anfangs kaum eines Blickes gewürdigt. Doch niemand im Großen Saal der ARGE Kultur im Salzburger Nonntal scheint sich daran zu stören. Die Stimmung ist gespenstischehrfürchtig, beinahe sakral. Verblüffend, wie leise 600 Leute sein können.
Die Musik von "Soap&Skin" bezieht ihre Faszination aus der Kombination von kühler Elektronik und höchster emotionaler Hingabe; Beats aus dem Computer treffen dabei auf Stimmungsbilder mit Filmmusik- Touch. Die zerbrechlichen, bisweilen verstörenden Kompositionen der 19-Jährigen gewinnen an diesem Abend durch die orchestrale Begleitung sogar noch an Tiefe.

Wunden brechen auf

Es dominiert das Prinzip der musikalischen Verdichtung. Die Streicher heben die Fragilität der Musik im Vergleich zu den Studioaufnahmen stärker heraus und bündeln sie, decken die aufgerissenen emotionalen Wunden nicht zu, machen sie vielmehr noch deutlicher. Und schmerzhafter.
Insbesondere das fast schon barocke "The Sun" und die erste Single aus dem Debütalbum "Lovetune for Vacuum", "Spiracle", rühren in ihrer einfachen Schönheit zu Tränen.
Das Finale des knapp 60-minütigen Konzerts dagegen, das wuchtige "Marche Funèbre", versinkt beinahe in Wut und Raserei. Eine Soundorgie als musikalischer Grenzgang, getragen von hämmernden Rhythmen aus der Konserve, unterlegt mit rasanter Orchesterbegleitung. Vielleicht die perfekte Musik für den Weltuntergang.

© Lukas Luger, Oberösterreichische Nachrichten

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