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Kritik • 31.01.2011 • Daniela Müller, Salzburger Nachrichten

Von Comics und Komik

In der Regel geht es ja schief, wenn man versucht, die Karikatur, über die man sich in der Früh beim Zeitungslesen so amüsiert hat, nachzuerzählen. Weil Comics mehr ein stilles Vergnügen sind. Die Ankündigung, Erwin Steinhauer würde zur Eröffnung der MotzArt-Woche in der ARGEkultur aus Gerhard Haderers "Moff" lesen, machte aus eben diesen Gründen stutzig. Überhaupt: Was ist "Moff"?

"Moff" ist ein "feines Schundheftl", wie der Zeichner sein Druckwerk nennt, das seit April 2008 jeweils am 18. des Monats erscheint und im Buchhandel und in Trafiken erhältlich ist. Haderer versetzt darin in Fortsetzungsreihen Werner Feymann und Josef Pröll in ein ausgesprochen deppertes Bubenalter, geht in alter Manier nicht zimperlich mit der Kirche um oder porträtiert den Hund Ferl. Der in echt ein Bul ist und für den alternativ der Name Boil vorgesehen wäre. Noch nie von einem Bul gehört, der Name Boil ist auch nicht geläufig?

Dazu gab es gleich zu Beginn der Lesung eine Einführung in den oberösterreichischen Sprachgebrauch. Die Hunderasse stellte sich bald als "Pudel" heraus, der Alternativname wäre "Poidl" gewesen. Der Minisprachkurs erhellte zudem, was beim kurzen Durchblättern einer "Moff"-Ausgabe vor der Lesung Stirnrunzeln verursachte. Offen gesagt werden muss, dass das "Moff" nicht immer lustig ist, auch nach erfolgter Dialektschulung. Also, nicht lustig beim Selbstlesen. Was da und dort an Witz mangelte, brachte Steinhauer mit seinem Ein-Mann-Orchester, das die Musik beisteuerte und absolut treffsicher die comicimmanenten Laute lieferte, in seiner Interpretation ausgesprochen witzig dar.

Nachdem auch die letzten Verständigungsschwierigkeiten aus dem Weg geräumt waren und der nicht "Moff"-versierte Leser auch die Botschaft "Bulversteher" auf Steinhauers T-Shirt richtig verstanden hat (mehrere Bul sind übrigens ein Bulrul), zeigte sich der Abend als sehr amüsant und kurzweilig. Steinhauer hauchte Haderers Protagonisten mit seiner vielseitigen Stimme Leben ein, die wiederum Ähnlichkeit mit Loriots Figuren aufwiesen - nur halt auf Österreichisch, wie man es von Haderer gewohnt ist. Etwa als das Fußballpräsidium die "verehrten Herren von der Presse" einlud, um ihnen mitzuteilen, dass man künftig die Stadien auch nach Frauen benennen werde. Das neue Stadion soll also heißen: "Dem Hans Krankl seiner Frau ihr Stadion". Nicht lustig? Na gut, Comics muss man sehen. Oder sich vom Erwin Steinhauer vorlesen lassen.

© Daniela Müller, Salzburger Nachrichten

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