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Presse • 22.02.2011 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Die Kraft aus der Ruhe

Harmonisch. Ganz unaufgeregt gehen die Akkordeonisten von Dancas Ocultas auf Musik-Weltreisen. Rasant spielen sollen andere.

Einatmen. Und ausatmen. Und einatmen. Und wieder ausatmen. Das Akkordeon ist ein Instrument, das, wenn es nicht gerade als Schunkelhilfe arbeiten muss, auch eine beinahe meditative Ruhe verströmen kann. Seinen Klang verdankt es schließlich dem beständig ruhigen Luftstrom aus seinem Bauch.

Mitten in einem Stück lassen die Mitglieder des portugiesischen Akkordeonquartetts Danças Ocultas manchmal kurze Zeit nur das Atmen ihrer Instrumente hören: "Wir wollen mit allen Klängen spielen, zu denen das Akkordeon fähig ist", sagt Mitgründer Artur Fernandes im SN-Gespräch. Auch seinem demnächst erscheinenden Best-of-Album hat das Quartett den Namen "Alento" gegeben - "das bedeutet auf portugiesisch so viel wie Atem". Wenn Fernandes und seine Kollegen Francisco Miguel, Filipe Cal und Filipe Ricardo diese Woche nach Österreich reisen, haben sie die CD-Werkschau aus 15 Jahren Bandgeschichte dabei. Morgen, Donnerstag, spielen Danças Ocultas in der Salzburger ARGEkultur, am Sonntag gastieren sie bei der zweiten Eröffnungsgala des Wiener Akkordeonfestivals.

Okkult? Mit dem mystischen Wort im Bandnamen sind keine schwarzen Ziehharmonika-Messen gemeint. Das Quartett hat sich mit seinen unaufgeregten, aber soghaften Klängen vielmehr sein eigenes musikalisches Terrain geschaffen, eine imaginäre Volksmusik für Tänze, die es gar nicht gibt. Im Verborgenen lebt das Quartett damit aber schon lang nicht mehr: Die Musiker sind fast ebenso weit herumgekommen wie das Akkordeon, das immerhin als Weltreisender unter den Musikinstrumenten gilt. "Das Akkordeon ist wie ein Chamäleon", sagt Artur Fernandes, "weil es überall auf der Welt, wo es heimisch geworden ist, ganz anders klingt, überall andere Stile und Traditionen hervorgebracht hat. Das hat aber auch dazu geführt, dass Akkordeonisten eines Landes oft denken, ihre Art zu spielen, sei die einzige. Wir versuchen in unserer Musik, mit solchen Denkarten zu brechen. Auch bei uns glauben die Leute ja lustigerweise oft, dass portugiesische Musik auf dem Akkordeon nur der Fado sein kann. Aber Fado spielen wir nicht." Welche Einflüsse für die Kompositionen stattdessen wichtig sind? "Das Allerwichtigste ist, dass wir Musik spielen, die wir selbst lieben. Wenn wir lieben, was wir tun, dann kann unsere Musik auch anderen Zuhörern etwas geben." Die stilistischen Einflüsse zwischen dem Tango Nuevo Astor Piazzollas und dem Werk des klassischen Komponisten Erik Satie würden sich dann aus den Vorlieben der Mitglieder erklären: "Ich höre viel aktuelle Volksmusik, die anderen Klassik, Rock oder Elektronik. Aber wenn eine neue Komposition für das Quartett entsteht, muss sie allen gefallen, sonst war sie nicht gut genug."

Woher der oft meditative Atem der Stücke kommt? "Das war eine bewusste Entscheidung", sagt Artur Fernandes: "Beim Akkordeon wird oft die Virtuosität so wichtig genommen. Alle Akkordeonisten wollen schnell spielen. Wir wollten aber keine Musik machen, die dann nur für Experten interessant ist, sondern eine Musik, die sich jedem erschließen kann.So lässt sich viel besser eine Kommunikation aufbauen."

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

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