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Kritik • 06.06.2011 • Ursula Trojan, DrehPunktKultur

Aufguss der Gefühle

Schneewittchen schläft im Bett des siebten Zwerges. Nadja dagegen findet - nicht weniger überraschend - einen Mann im Bett. Betrunken. - Das Theater Panoptikum unter Arturas Valudskis nahm sich den russischen Kultfilm von Eldar Rjasanow vor und machte daraus eine melancholische Komödie für die Bühne: "Ironie des Schicksals oder nach der Sauna".

altEr legt ein ganz schön impertinentes Gehabe an den Tag (oder besser gesagt, in die Nacht.) Er möchte etwas zu essen, benimmt sich (haus-)herrisch und behauptet sowieso, hier zu wohnen. Adressen werden verglichen. Straßennamen, Haus- und Türnummern stimmen überein. Aber es ist nicht dieselbe Stadt! Guter Rat ist teuer - wird trotzdem gegeben: "Weniger saufen!" Denn der Eindringling hat zuvor im Freundeskreis in der Sauna ordentlich "getankt". Nadjas eifersüchtiger Verlobter Ippolit kann mit der Situation überhaupt nicht umgehen und ist von seinen Gefühlen und Haltungen permanent hin- und her gerissen. Der Betrunkene selbst, Schenja, wird im Laufe der Stunden zusehends nüchterner und schon bald kristallisiert sich für Nadja eine Chance heraus, etwas zu verändern. Sie muss nur zupacken ...

So Slapstick-artig das Stück auch beginnt, nimmt es immer wieder - geahnte und ungeahnte - Wendungen. Diese fallen entweder zarter oder derber aus und würzen unaufhörlich die Beziehungssuppe der Dreierkonstellation, die bei der Premiere am Freitag (3.6.) in der ARGE vor sich hin brodelte.

altAlexander Mitterer ist Schenja, wie er leibt und lebt - und sich in volltrunkenem Zustand verhält. Seine Entwicklung vom unsympathischen zum liebenswerten Typen fasziniert nicht nur Nadja. Martin Bermoser spielt den unlockeren Verlobten Ippolit mit sehr viel Temperament und platzt auch zwei Mal als Nadjas Arbeitskollegin Walja ins Geschehen. Diese skurrilen Auftritte (und auch die Szenen mit der nervenden Türklingel!) tragen genau den Stempel des Theaters Panoptikum, den man nicht missen möchte. Gerda Gratzer als Nadja schimmert in der Ausstrahlung erstaunlicherweise nur gerade so blass-silbern wie ihr Kleid.

Wie schnell man Opfer oder Täter einer Situation werden kann, wird einem hier humor- und liebevoll vorgespielt. Und auch, wie schnell sich ein Rollenwechsel ereignet. Man muss also nicht unbedingt in die Sauna gehen, um "einen schönen Aufguss" zu erhalten.

© Ursula Trojan, DrehPunktKultur

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