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Kritik • 26.07.2011 • Florian Oberhummer, SVZ

Maria und die Bassdrum

Taschenopernfestival in der ARGEkultur: "Der Engel des Herrn"

Maria und die Bassdrum Über dem Ende prangt der Mond. Oscar Wildes "Salome"-Monolog rückt das Geschehen weit fernab der intendierten biblischen Verkündigung Mariä. Ein elektronischer Puls wird vom Orchester mit Klangeinwürfen verfremdet, bis der Blitz einschlägt. Dann treibt die Bassdrum streng "four to the floor" die verwirrte Frauenfigur (Nicola Gründel) über die Bühne, bis jene mittels ihres blutgetränkten Haares den weißen Fußboden entweiht hat.

"Look at the Moon" stellte eine nicht nur dank Hüseyin Evirgens individuellem Mischklang aus Mikrotonalität und minimal-technoiden Strukturen fesselnde Endstation einer Reise durch sieben je zwölfminütige Gegenwarts-Musikdramen dar. Klang 21 und die ARGEkultur luden zur vierten Auflage des Salzburger Taschenopern-Festivals (noch bis 5. August), und die Bemühungen des einsatzfreudigen Ensembles trugen beachtliche Früchte.

Musiktheater von kammermusikalischer Dichte gelang dem Salzburger Reinhold Schinwald, von Ernst M. Binder in intensive kafkaeske Bilder gefasst. Gina Mattiello zerrte eine Pflugschar kraft ihres Schoßes durch den Raum, ehe das "Ave Maria" in die Luft geprägt wurde.

Gleich zu Beginn zeigte Michael Beil, wie man elektronisch eingespielte Chor- und Orchesterschnipsel organisch mit dem live agierenden oenm-Ensemble unter Juan García Rodríguez verschränken kann. In diesem Kontext erzielte sogar das Zitat "Lippen schweigen" eine verstörende Wirkung, von Thierry Bruehl überzeugend in Szene gesetzt.

Bruehl zeichnet sich für vier der sieben Inszenierungen verantwortlich, neben "Look at the Moon" auch für die reduzierte Seemanns-Parabel " ...mit brennendem Öle" von Lisa Streich sowie die vielleicht gelungenste Verschränkung von Spiel, Musik und Regie des Festivals: "Wer zum Teufel ist Gerty?" baut mittels eines von Thomas Hupfer und Constanze Passin zu aufreizender Gestalt geformten Joyce-Texts aus "Ulysses" und der beständig brodelnden Orchesterklang-Subebene der jungen Komponistin Brigitta Muntendorf enorme Spannung auf.

© Florian Oberhummer, SVZ

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