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Kritik • 31.05.2013 • Florian Oberhummer, DrehPunktKultur

Koks und Kriegstrauma

„Penetrator“ von Anthony Neilson

Aus dem Ghettoblaster dröhnt die Hymne „Everlong“ der Foo Fighters, auf der Spiegelfläche wird eine weitere Line Koks aufgelegt. Ein wenig Porno noch, und der Alltag des schottischen Tunichtguts Max ist umfassend umrissen. Doch in der Drogen-Romantik der 1990er Jahre, die Landsleuten wie „Trainspotting“-Autor Irvine Walsh weltweiten Ruhm einbrachte, verharrt Anthony Neilson in seinem Bühnenstück „Penetrator“ nicht lange. Denn Max (genial verstrahlt: Maximilian Pfnür) und seinem bürgerlichen WG-Kumpel Alan (Alexander Lughofer) wird die Wohlfühlzone der Realitätsflucht gehörig ausgetrieben: Max’ Jugendfreund Stän kehrt aus dem Golfkrieg zurück und erweist sich als schizophrener Psychopath. Stäns Aggressionen, von Jurij Diez hochexpressiv vermittelt, verleihen der intensiven Inszenierung von „theater.direkt“-Leiter Michael Kolnberger eine neue Ebene. In der versifften Wohnecke, die Ausstatter Arthur Zgubic in das Studio der Salzburger ARGEkultur gebaut hat, verdichtet sich das zunächst bloß verbal drastische Kammerspiel zum elementaren Psycho-Thriller. Auch 20 Jahre nach der Uraufführung berührt Neilsons Stück noch in seiner zeittypischen Brutalität und Kompromisslosigkeit – auch wenn das heute mitunter reichlich undifferenziert wirkt. Die kaputten Figuren von damals jedenfalls sind dem Zuseher immer noch sehr nah – nicht nur räumlich.

© Florian Oberhummer, DrehPunktKultur

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