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Kritik • 20.10.2008 • Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

Schleifen, Loops und Aktenordner

Das Künstlerduo Robert Praxmarer und Reinhold Bidner - "1nOut" - war der Gewinner des "Salzburger Landespreises für Medienkunst 2007". Am Samstag (18.10.) präsentierten sie ihr stereoskopisches Echtzeit-Tanz-Theater-Stück "CPU - Der Prozess" in der ARGE.

Der Maler mit seinem Pinsel tanzt in ausladenden Bewegungen vor der Leinwand: Dort erscheinen freilich keine Pinselstriche. Vielmehr scheinen Arm- und Körperbewegungen Farbe und Form zu hinterlassen - die so schnell und so geheimnisvoll verschwinden, wie sie entstanden sind ...

Diese opulenten Farbsymphonien gaben der Produktion "CPU - Der Prozess" einen hinreißend poetischen Touch - unabhängig vom eigentlich beklemmenden Handlungsgerüst, das Kafkas Roman liefert, und vom hohen technischen Aufwand.

Das Künstlerduo "1nOut", Robert Praxmarer und Reinhold Bidner, hat den "Salzburger Landespreises für Medienkunst 2007" für eine Produktion gewonnen, die innovativ und konservativ zu gleich zu sein scheint: Welche jungen Künstler wagen es denn schon, sich allein der so oberflächlichen wie flächendeckenden Rasanz im Bildschnitt zu verweigern?

Handlungsgerüst also: Kafkas Roman "Der Prozess". Josef K. - hier verkatert nach einer durchzechten Nacht - wird auf freiem Fuß verhaftet und gerät in die Mühlen einer unverständlichen, seelen- und gegenstandslosen Bürokratie. Ein Schauspieler als Josef K. und drei Tänzerinnen als Schergen, Bürodamen mit Aktenordnern, Maler oder verführerische Verräterin, agieren real auf der Bühne. Die Choreographie setzt - wohl auch im Hinblick auf die virtuelle Umsetzung des Bewegungsmaterial - auf Präzision und Pointiertheit. Wie nebenbei kommen dennoch zentrale Inhalte zum Tragen: Josef K. könnte an einer Stelle einfach zwischen zwei Wärtern durch und in die Freiheit gehen - kehrt aber freiwillig zurück: Das Schleifen-Motiv, das Möbiusband der Abhängigkeit wird nicht durchschnitten ...

Wirklich spannend wird es dennoch erst durch die gleichzeitig generierten und auf die Leinwand gebrachten Bilder, wenn die Darsteller sich gleichsam selbst in ihren Hologrammen begegnen.

Technisch ist das Ganze einfach eine Art 3D-Kino (die Zuschauer bekommen auch Brillen, wie im Kino): Die Darsteller werden in Echtzeit durch zwei Kameras, also stereoskopisch aufgezeichnet, das Material wird digitalisiert und wieder abgespielt ... Loops- und Schleifen, wie man sie aus der zeitgenössischen Musik kennt, eben im Bild.

© Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

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