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Presse • 10.02.2015 • Markus Grüner-Musil, ARGEkultur

Die Monster arbeiten am Markt

Editorial der künstlerischen Leitung zum Frühjahr 2015

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“ wurden wir vor nicht allzu langer Zeit von einem schwedischen Möbelhaus gefragt. Wer sich in Salzburg mit dem Thema „Wohnen“ beschäftigt, dem würde das Wohnen schon reichen, denn Wohnraum in dieser Stadt ist für viele Menschen zu knapp und zu teuer. Wohnungen sind längst der Traum von AnlageberaterInnen geworden und eignen sich in der TouristInnenhochburg Salzburg ausgezeichnet als wertbeständiger Zweitwohnsitz, für ein bis zwei Wochen im Jahr. Rund um eine Altstadt, die als Weltkulturerbe zu einem erstarrten, barocken Disney-Land verkommt, nimmt in den stadtnahen Vierteln der freie Wohnungsmarkt keine Rücksicht auf stagnierende Einkommen und Arbeitslosigkeit.
Die Alternativen für Menschen, die hier arbeiten und leben wollen? Raus an den Stadtrand, aber bitte eher Richtung Nord-Westen, oder knapp über die Grenze nach Freilassing. Vor zehn Jahren rümpfte die/der BildungsbürgerIn noch die Nase über die „Scherbenviertel“ mit Wohnungen im Plattenbau, heute sind die Grenzen des guten Geschmacks durch das Monatsbudget neu gesetzt. Wohnen in Salzburg ist schön, aber teuer.

Der Schweizer Autor Lukas Holliger hat eine wunderbare Farce über das Zusammenleben bzw. das Zusammenwohnen geschrieben, die wir in der Inszenierung von Michael Kolnberger im Mai zeigen werden. Zwei Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen sich in einer Wohnung. Unten im Keller warten noch illegale Überraschungen. Diese Konstellation ist die Ausgangsbasis für ein Stück, das gerade in Salzburg spielen könnte. „Monster zertrampeln Hochhäuser“ ist eine Koproduktion der ARGEkultur mit dem theater.direkt und bestätigt, dass mutiges Theater konkrete, regionale Themen auf die Bühne bringt und neue AutorInnen diese Themen mit brillanter Sprache umzusetzen wissen. Die politische Grundlage dafür, dass Wohnen für uns wieder leistbar wird, fehlt. Es lebe der freie Markt!

Markus Grüner-Musil
Künstlerischer Leiter

© Markus Grüner-Musil, ARGEkultur