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Kritik • 02.11.2008 • Roman Gerold, DrehPunktKultur

Ein Kunststudent, der Kunst hasst

Zur Autoren-Lesung aus Rocko Schamonis jüngstem Roman "Sternstunden der Bedeutungslosigkeit" lud die ARGE Kultur am Freitag (31.10.) in den "Roten Salon".

Rocko Schamoni ist so etwas wie ein Ironie-Großmeister. Wenn er liest, muss er spontan lachen über seine Einfälle und Formulierungen. Zum Beispiel über die Sitzung beim Psychologen, bei der Klient und Psychologe einfach beide einschlafen - "Ich habe mal wieder mit Doktor Frank geschlafen." Oder über den jungen Verlassenen, der beschließt, den noch warmen Kaffee seiner Ex-Freundin mittels Teestövchen und Frischhaltefolie nun für die Ewigkeit warmzuhalten - "Wie ein olympisches Feuer der Liebe".

"Mein Blick wanderte durch den Raum, konnte sich an nichts festhalten, rutschte an den Gegenständen ab, als wenn sie mit einer unsichtbaren Ölschicht überzogen wären." Solche Sätze mögen für Uneingeweihte schlicht "misslungen" klingen, aber natürlich legen sie's gerade darauf an. Das macht ein einziger charmanter Grinser Schamonis über seinen eigenen Text klar: Was auch immer gesagt wird, so ernst kann man das gar nicht nehmen. Alles hat hier einen doppelten Boden, sogar die sporadischen "Weisheiten", die sich aus den Reflexionen ergeben ("Der größte Liebeszerstörer ist das, was die meisten Menschen die Liebe nennen."). Irgendwie ist es da schwer vorstellbar, dass die Hauptfigur seines neuesten Romans - "ein Kunststudent, der Kunst hasst" - so weit von der eigenen Biographie entfernt ist. Wenn Schamoni auf der Bühne etwas ernst meint, muss er es dazusagen.

Mit Uneingeweihten hatte es Rocko Schamoni im "Roten Salon" jedenfalls nicht zu tun, die Wellenlänge zwischen Publikum und Autor stimmte von Anfang an ziemlich genau überein. Einem kleinen Durchhänger im ersten Teil begegnete der vielseitige "Entertainer", indem er aus seinen alten Büchern - "Risiko des Ruhms" und "Dorfpunks" - vorlas. Zum Beispiel die Geschichte von Lulu, die der Protagonist zwar nicht sexuell begehre, deren äußere Erscheinung er dafür aber umso ansprechender finde ... Dazwischen plauderte und blödelte Schamoni familiär über allerhand, erklärte die Lesung zur Raucherlesung und erkundigte sich auch gleich, wo es nachher noch hingehe.

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Rocko Schamoni vor allem als Musiker bekannt geworden: als augenzwinkernder Post-Punk-Crooner, als Theatermusiker (unter anderem für Stücke von Elfriede Jelinek), als Mitbegründer des Hamburger "Golden Pudel Clubs". Das Warten auf eine musikalische Einlage blieb leider dennoch vergeblich. Und es werde auch keine Musik mehr geben, sagte Schamoni während der Autogrammstunde: "Das Downloading hat's zerstört."

© Roman Gerold, DrehPunktKultur

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