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Kritik • 03.02.2009 • Ursula Trojan, DrehPunktKultur

Wo die Gauklerkönigin wohnt

Im Rahmen von MotzArt begeisterte am Montag, 2.2. Andrea Händler mit ihrem neuen Programm - und unendlich vielen Worten! - das Publikum in der ARGEkultur: "Das Schweigen der Händler"

Mit einem überdimensionalen Brautschleier auf den Haaren tritt sie auf, schweigt kurz, schnieft - und hört ab da (zum Glück!) nicht mehr zu reden auf. Heute wäre sie, ihren eigenen Plänen nach, vor den Traualtar getreten, erzählt sie. Und hieße nun, wenn auch ER gewollt hätte, Andrea Schrott-Händler, mit Bindestrich. Na, vielleicht eh besser so ...

Nach und nach kramt sie aus einem "Erinnerungs-Kistl", dem "persönlichen Museum der Schmerzen", kuriose Schätze aus ihrem Leben hervor. Zuallererst ein längst kaputt geglaubtes Navigationsgerät, das plötzlich zu ihr spricht. Dieser Fred-Fred (man lauscht Alfred Dorfers Stimme) lotst sie unbarmherzig zurück in diverse lieber längst vergessene Lebensabschnitte samt zugehörigen Partnern. Vom flotten Patrick hören wir, der leider ein mehr breit als hohes Kugelfisch-Kind im Schlepptau hatte, "a klane Krätzn, net größer als a Sonntagskurier", ein durch und durch verdorbenes Früchtchen. Da gab's auch noch das Bügel-Genie Werner, das wollte sie in London mit einem nur mit Erdbeeren bedeckten Adonis betrügen. Von eigener Eifersucht gequält und mit einem gehörigen Schmäh im Reisegepäck flog sie jedoch geläutert wieder heim. Leider urgierte dieser Werner nur das Fässchen Guiness-Bier.

Der dekadente Erwin, der ihr einst zärtlich "Rehlein" ins Ohr hauchte, taucht ebenfalls in der Erinnerung auf: jener hat momentan ein ganz spezielles Problem. Nun lässt Andrea Händler sprichwörtlich die Puppen tanzen und holt den schwer unter Burnout laborierenden "Pipifax vom Erwin" hervor, eine fleischfarbene Schniedel-Handpuppe mit Glubschaugen, warm eingehüllt in einen dicken Strick-Rollkragen ...

Ausschließlich mit Mimik, Körperhaltung und Intonations- und Slangveränderungen gelingt es der Wiener Kabarettistin, wahrlich einer Gauklerkönigin, mühelos in verschiedene Figuren zu schlüpfen. Ein Jungpolizist mit Knackpopo, der besagte forsche kleine Spross oder dessen Vorzeigemutter, die echauffiert mit ihrer Fuchs-Stola spielt, eine alte Frau im ÖBB-Waggon, die impertinenterweise Tagebücher von 12-jährigen Mädchen liest und daraufhin weise Dinge vorhersagt - das starken Typen scheinen Andrea Händler nicht auszugehen. So darf letztendlich das "Navi" unbeeindruckt vermelden: "Sie haben Ihr Ziel erreicht."

© Ursula Trojan, DrehPunktKultur

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