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Kritik • 05.02.2009 • Horst Reischenböck, DrehPunktKultur

Ohne Lüge kommt die Welt nicht aus

Das münchnerisch-hamburgische Duo Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen wurde am Mittwoch (4.2.) in der ausverkauften ARGEkultur enthusiastisch gefeiert.

Undenkbar, hätte Dieter Hildebrandt seinen Abschied von der Bühne tatsächlich wahr gemacht! Das Programm "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - die Weltgeschichte der Lüge" stammt vor allem aus der spitzen Feder von Roger Willemsen. Es wurde bei der "lit.Cologne" mit solchem Erfolg aus der Taufe gehoben, dass noch am selben Tag eine Wiederholung eingeschoben werden musste.

Und jetzt also die Premiere an die Salzach. Nicht als Doppel-Conference angelegt, sondern als grandioser Diskurs, der logischerweise beim 8. Gebot begann. Das lautet wie? Richtig. Angefangen schon durch die Schlange im Paradies, setzte sich das quer durch alle Religionen fort. Mehr oder minder heuchlerisch: "Da lob' ich mir den Islam. Der hat nämlich die Täuschung der Ungläubigen ausdrücklich erlaubt!"

Kennen Sie das Mittelalter? "Sie meinen die paar Bischöfe in Linz?" Nein. Gemeint war der Privatgelehrte Herbert Illig, der doch behauptete, die drei Jahrhunderte vor Kaiser Otto III. habe es nie gegeben. (Was übrigens der Salzburger Historiker Dopsch im Streitgespräch mit dem Autor eindrücklich widerlegte.) Über die Lüge in der Kunst - anschauliches Exempel: Shakespeares "Richard III." - ging's noch vor der Pause ans Thema "Verlogenheit der Schöpfung": Fauna und Flora, alles andere als unschuldig! Täuschen und tarnen ist angesagt.

Nicht nur Hildebrandt erwies sich dabei wieder als Meister des Versprechers, auch Willemsens "Korillenraff" war ein voller Lacherfolg. Schon Jean Paul nannte die Lüge "den fressenden Lippenkrebs des inneren Menschen". Politiker aller Couleurs böten die besten Beweise für Hinterlist und Propaganda. Ex-Präsident Bush samt seiner Crew durfte in der Aufzählung da nicht fehlen, genauso wenig wie Müntefering in Deutschland. Der hat sich doch glatt darüber entrüstet, nachträglich am Wahrheitsgehalt seiner Aussagen während des Wahlkampfes gemessen zu werden.

Potemkin bot weiteren Zündstoff zur Diskussion. Kennen Sie die nach ihm benannten Dörfer? "Fein herausgeputzt, um den verheerenden Zustand dahinter zu verbergen. So wie Linz." Die wirklichen Probleme kamen freilich zum Schluss auf die Tagesordnung: Die Liebe nämlich - ein Gebiet, auf dem sich erwiesenermaßen mit der Wahrheit wenig Staat machen lässt ...

© Horst Reischenböck, DrehPunktKultur

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