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Christiane Rösinger

"Songs Of L. And Hate" - Die Grande Dame der deutschen Popmusik live! "Kaputte Chansons" mit Support des avantgardegeschulten Popformats der Laokoongruppe.

ARGE konzert

Schon das Cover und der Titel verraten Rösingers ironisch-gewitzten Umgang mit einer nach wie vor männlich geprägten Musiklandschaft, die es nicht einfach zulässt, dass sich eine Frau ihr ganz locker einschreibt: „Songs of L. and Hate“ nennt sich die Platte in Anlehnung an Leonard Cohens Album, das fast genauso heißt, nur dass bei ihm die Liebe ganz ungebrochen ausgeschrieben wird und so nicht eine unaussprechliche, absichtlich verstümmelte Leerstelle markiert, die bei Rösinger noch für soviel anderes stehen kann. Auf dem Cover posieren die Musikerin und Andreas Spechtl wie weiland Bob Dylan und Sally Grossman auf dem Foto zu „Bringing It All Back Home“. Allerdings gibt Rösinger den souveränen Songwriter-Bob im schwarzen Anzug im Vordergrund, inklusive Katze auf dem Schoß, während Spechtl die lasziv dahingegossene Lady in Red in figurbetontem roten Hemd und roter Hose im Hintergrund macht.

Die gemeinsam mit Andreas Spechtl, dem Kopf der österreichischen Indiesensation Ja, Panik, aufgenommene Platte mit klassischem Songwritingmaterial aus Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Mundharmonika vereint alles, was die lange Musikkarriere der Gitarristin und Sängerin mit dem leichten, charmanten badischen Einschlag auszeichnet: die poppig-schmissige, rotzige Originalität von den Lassie Singers, die schwere Melancholie und den glamourösen Weltekel von Britta, das ewige Hadern mit dem bürgerlichen Ideal der romantischen Liebe, zu dessen Dekonstruktion Rösinger schon vor Jahren angetreten ist und dem sie doch nie entkommt.
Christiane Rösinger erzählt uns auf „Songs Of L. And Hate“ Lieder vom eigenen Leid. Von der damit verbundenen Lethargie, von der ewig plagenden Liebe und von dem daraus resultierenden, wundersamen Leben. „Entweder Oder“ meinen Sie? Nein, ich bin mir jetzt ganz sicher: „Sowohl als auch!“
Das ganze Leben spielt sich auf diesem Album ab. Ein abgeschlossener Liederzyklus, von Januar bis Dezember, von Frauen und Männern, Familien und den ewigen Singles, aus dem Westen und aus dem Osten. Wien, Berlin, und ganz bestimmt auch das alte Hamburg … Jedes weggelassene Lied auf diesem Album hätte einen argen Verlust bedeutet: Für das Leben – und die Liebe. Für die Originale, und ihre Diebe …

„Wir wollen das Album „Songs Of L. And Hate“ nennen – in Anlehnung an das „Songs Of Love and Hate“- Album von Leonard Cohen.“ „Eine Coverplatte?“ „Nein, keine Coverplatte! Wir wollen einfach nur den Titel übernehmen. Und eben „L.“ statt Love“. „L. statt Love?“ „Ja, weil die Liebe so ein abscheuliches Wort ist für eine verachtungswürdige Sache, dass man es lieber gar nicht erst aussprechen sollte …“

Laokoongruppe

Die Ein-Mann-Formation Laokoongruppe schließt die globale Sprache von Techno mit lokalen Dialekten aus Landler, Jodler und Schlager genauso kurz wie Synthiepop mit Bruckner und Schubert. Etwas Jazz und viele Bläser webt der in Wien lebende Oberösterreicher Karl Schwamberger ebenfalls in seine bald pathosgetränkten, bald euphorisch pulsierenden Stücke. Das rumpelt und poltert, wirkt mal unfertig, dann wieder aus einem Guss. „Schwamberger gelingt das Kunststück, das nur wenige Ausnahmekünstler wie etwa Attwenger schaffen: unter Einbeziehung musikalischer Traditionen und Versatzstücke dieses Landes etwas Neues, Unerhörtes zu generieren, fernab von Provinzialismus, mit Blick weit in die Welt.“ (Holger Fleischmann/Die Presse)

Karl Schwamberger legt relativ unbescheiden rasch nach seinem Debüt „Walzerkönig“ ein ausladendes Doppelalbum vor, das er beinahe im Alleingang fabriziert hat. Nichts passt hier zusammen, wenn man die Zutaten bloß so aneinanderreiht: Heimatkitsch und avangardegeschultes Popformat, Klassikzitate und Glitchgeknister, Schlager und Low-Fi, Blasmusik und Technoanleihen, politische Eindeutigkeit und sentimentale Hermetik, Pathos und Reflexion, und auf dem Cover des Sophomore-Albums der Laokoongruppe ein seltsames, in der Dunkelheit schwebendes Raumschiff, das sich bei näherer Betrachtung als Wiener Staatsoper aus Trachtenstoff entpuppt!

Und dennoch, all diese scheinbar inkompatiblen Elemente ergeben, in der Hand von Karl Schwamberger gut durchgeknetet und oft zur Unkenntlichkeit verbogen, ein gar wunderbares Doppel-Album mit lässigem, im besten Sinne unerhörtem Pop, zu dem man in der einsamen Kammer weinen, eine Seminararbeit schreiben oder in der Disko auf und ab hüpfen kann. Denn ja, freilich steckt Konzept dahinter, wenn eine Platte „Staatsoper“ heißt und die Musik darauf mit Versatzstücken (nicht nur) der österreichischen Hoch- und Populärkultur spielt und die Texte in all ihrer Vertracktheit sich doch auch immer wieder recht klar politisch lesen lassen. Ganz klar und eindeutig liefert die Laokoongruppe hier ein dickes, fettes Statement zum (inter-)nationalen Status quo ab.

Für die visuellen Aspekte der Konzerte zeichnet Adnan Popovic verantwortlich, von dem auch die Videos zu den Laokoongruppe-Songs Walzerkönig (mittlerweile mehrfach preisgekrönt und ausgestellt) und Komm und tanz mit mir stammen. Popovic produziert Animationsfilme und ist als VJ und Visualist, unter dem Name BLJAK!, für Bands, Clubs, bei Performances und Konzerten tätig. Stilistisch von Pop Art geprägt, experimentiert BLJAK! für die Footage, welche er in seinen Live-VJ- und Videoperformances verwendet, mit verschiedenen digitalen und analogen Techniken und verarbeitet dieses Material live zu oft überzeichneten, trashigen Laufbildern mit großem Wiedererkennungswert.