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Bonaparte

"Sorry, we are open"-Tour 2012. Die beste Show der Musik-Anarchie! Support: Tim Fite.

ARGE konzert

Bonaparte, ein rund 20-köpfiges Wandervolk aus MusikerInnen, TänzerInnen und Performance-Artists, das sich aus dem Feier-Umfeld des Berliner Afterhour-Clubs Bar 25 entwickelt hat, ist eine der faszinierendsten Live-Bands. Ihr Markenzeichen sind Kostümierungen in allen Facetten. Tigermasken, Engelsflügel, Spitzenhauben, Uniformen aus aller Welt, Pomp, Knallfarben und Glitzer überall. Wer glaubt, Bonaparte seien nur partywütige Clowns, unterschätzt aber die Kraft des Kollektivs. Bereits 2010 durfte das Salzburger Publikum die einzigartige Show im Zuge eines FM4-Überraschungskonzerts erleben.

Im Zeitalter der Immer-und-Überall-Erreichbarkeit zwischen Haustür und Biergarten, zwischen Cloud und Livebühne rückt das diktatorische MusikerInnen- und KünstlerInnenkollektiv Bonaparte, um seinen an ADHS erkrankten Kaiser Tobias Jundt, zurück auf den hiesigen Terminplan.

„Sorry, we're open“ heißt das neue Studioalbum, das im August 2012 in allen erdenklichen Formaten erscheinen wird. Genau genommen ist es Bonapartes erstes Studio-Album, denn die beiden Vorgänger-Alben „Too Much“ und „My Horse Likes You“ wurden doch eher zwischen Autobahn und Bettkante auf einem Laptop aufgenommen. Für „Sorry, we're open“ aber fand Jundt, dass es endlich an der Zeit war, ein eigenes Studio in Berlin einzurichten: „Ich habe den Großteil meines Lebens entweder direkt in Studios übernachtet, oder aber meine Wohnungen sahen immer sehr schnell aus wie Aufnahmestudios …“. Weil Jundt mit Bonaparte aber seit mehr als fünf Jahren ununterbrochen mit seiner Bande in der Weltgeschichte herumgondelt, ist er nun überglücklich, in Berlin endlich einen festen Ort zu haben, an dem er sich jederzeit vom Tournee-Stress zurückziehen kann, um dort in Ruhe an neuem Songmaterial zu arbeiten …

„Sorry, we're open“ ist navigatio vitae – mit dem der Kaiser und seine Entourage auf dem Lebensschiff HMS Bonaparte unterwegs ist. Im Studio wurden von Zeit zu Zeit die musikalischen Logbucheinträge getätigt: „There's a schooner in the offing, with her topsails shot with fire, and our hearts have gone aboard her, for the islands of desire“, lässt Jundt seinen Computer zu Beginn im Intro „The Ship Is Thinking“ die Worte aus der Feder des US-amerikanischen Dichters Richard Hovey rezitieren, um im darauffolgenden ersten Song des Albums gleich den Zustand der Quarantäne auszurufen. „Quarantine“ ist Blues-infizierter Elektrorock. Hier lässt sich kaum mehr unterscheiden, welches Signal aus einem Synthesizer, welcher Ton aus einer angeschlagene Saite einer schwer verzerrten E-Gitarre stammt: Digitale Gitarren und analoge Synthesizer im Duett. Überhaupt gelingt es dem assoziativen Geschichtenerzähler Jundt und seinem Kollektiv auf diesem Album die Bonaparte-typische Musik, basierend auf Traditionsgenres wie etwa Blues oder Folk auf der einen und urbaner Stilistik wie Elektro, Hip-Hop oder Dubstep auf der anderen Seite, weiter zu perfektionieren. Konsequent wurde auf diesem Album übrigens MIDI als digitale Schnittstelle für Instrumente vermieden. Die Maschinen und Instrumente wurden also in Echtzeit aufgenommen.

So ist „Sorry we're open“ ein Rave-punkendes Cyberblues-Album geworden, das von dem Schicksal der ewigen Betriebsamkeit, der Online-Getriebenheit in unseren Leben als herumwandelnde Open-Source- Datei ohne Dienstschluss weiß, und dabei trotzdem versucht, das Menschliche in der Mensch-Maschine zu betonen: „This is not what I call multitasking, this is madness!“, heißt es etwa in „Quick Fix“, der schnellen Lösungshymne für die Generation Suchmaschine um schließlich ironisch anzumerken: „Who needs history, if you can have hype?“.

Wer dem Vorurteil glauben schenkt, Bonaparte sei doch sowieso nur eine inszenierte Freak-Show, ein Spektakel, in dem die Musik nur zweitrangig sei, der unterschätzt kolossal einen Ausnahmemusiker, dem seit Jahren seine musikalischen Erfolge nicht durch Zufall oder billige Gaunertricks passieren, sondern durch das Talent des Songschreibens. Natürlich sind die Shows wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts. Aber bei welcher Band ist das nicht der Fall? Wer jemals bei einem Bonaparte-Konzert war, der wird miterlebt haben, wie der ganze Saal jede einzelne Textzeile eines Songs wie etwa „Too Much“ inbrünstig mitsingt … Tobias Jundt vergleicht Bonaparte-Konzerte immer mit Schlachten, die man gewinnen muss. So bedient er sich im Titelsong konsequent der Kriegsmetaphorik: „My guitar like a kalashnikov, my bass-drum like a bazooka, pick up your artillery, in the myth of defeat, and if i'm gonna crack my voice, it's my weapon of choice, the end of entertainment, is the beginning of war – my guitar, my guitar!“

Pressestimme

„Wer aber Chaos vermutet, wird von Effektivität und Effizient eines Besseren belehrt. Sie bestimmen das Handeln. Wilde Verkleidungen dienen als Tarnung. Jeder weiß: Superhelden sind nur in Verkleidung gut, weil sie da ihr wirkliches Leben gegen wahre Kraft eintauschen. Wie Superhelden betreiben auch Bonaparte kein billiges Versteckspiel. Sie schlüpfen in die Rolle von Eroberern. Es geht nämlich nicht um perfekte Songs, sondern darum, mutig einen Weg zu finden, mit dem die Musik beim Publikum ankommt. Sie kennen ihn: Überwältigung durch Übertreibung. Und so schaffen sie es, extravagante Songs an – und das Publikum zum Jubeln zu bringen. Es ist die einfachste Sache der Welt – zumindest für Bonaparte.“ (Bernhard Flieher, SN, 2010)