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Christine Sun Kim & Thomas Mader „Recording Contract“ am 11.3.2014 um 18:30 Uhr

Christine Sun Kim & Thomas Mader „Recording Contract“

Installation | Dauer: bis 21:00 Uhr

ARGE medienkunst basics festival 2014

Im August 2013 schickte Thomas Mader ein laufendes Aufnahmegerät per Express an Christine Sun Kim – von Berlin nach New York. Das Gerät zeichnete dabei sämtliche Geräusche der knapp 25-stündingen Reise auf.
Bereits vor Versand des Aufnahmegerätes hatten sich beide PartnerInnen vertraglich dazu verpflichtet, die aufgezeichneten Geräusche niemals anzuhören. Nur das Publikum kann das Tonmaterial und die Exzerpte hören. Zwischen Publikum und KünstlerInnen entsteht eine Schnittstelle von Exklusion und Inklusion.

Für die Arbeit „Recording Contract“ schickte Thomas Benno Mader Christine Sun Kim im August 2013 ein laufendes Aufnahmegerät per Express von Berlin nach New York. Das Gerät zeichnete dabei sämtliche Geräusche der knapp 25-stündingen Reise auf. Bei Erhalt des Pakets stoppte Kim die Aufnahme.

Die gehörlos geborene Künstlerin fertigte dann basierend auf den von der Schnittsoftware angezeigten Peaks und Lows insgesamt 5 Exzerpte an, die sie visuell interessant fand.

Bereits vor Versand des Aufnahmegerätes hatten sich beide PartnerInnen vertraglich dazu verpflichtet, die aufgezeichneten Geräusche niemals anzuhören, weder in der originalen, noch in der exzerpierten Form. Die Klangreise wurde aber in beiden Varianten inklusive des unterschriebenen Vertrags öffentlich zum Konsum angeboten.

Durch die Arbeit erschaffen Kim und Mader einerseits eine Möglichkeit, als gleichberechtigte PartnerInnen zu arbeiten und als gleichberechtigte KommunikationspartnerInnen zu agieren, sie kreieren damit aber auch eine Abschottung von der viel größeren Gruppe derer, die sich die Aufnahmen, sowohl rechtlich als auch biologisch, anhören können.

Indem Kim und Mader dem Publikum Information zu Verfügung stellen, sich selbst aber vom Konsum dieser Information ausnehmen, erschaffen sie eine augenscheinlich demokratische Rezeptionssituation, in der die KünstlerInnen ihrer privilegierten Stellung enthoben und von einer Elite zu einer vermeintlichen Minderheit degradiert werden. Sie verfügen über weniger Information über ihre Kreation als ihr Publikum.
Auch wenn der Begriff Minderheit oft Konnotationen wie Machtlosigkeit und Kontrollverlust beinhaltet, so sind doch auch Eliten Minderheiten, die einer zahlenmäßig überlegenen Masse gegenüberstehen. In „Recording Contract“ bilden Kim und Mader diese Elite und je größer die Zahl der KonsumentInnen wird, desto prozentual größer wird die elitäre Situation der KünstlerInnen.

Sie bleiben stets die einzigen, die nicht in das offene Geheimnis der Aufnahmen eingeweiht werden. Durch ihre exponierte Situation entsteht eine starke Solidarisierung zwischen den KünstlerInnen, und auch wenn sie sich vom Konsum der Information ausnehmen, so bleiben sie dennoch die ErschafferInnen eben dieser Information.

Auf den ersten Blick scheinen die KünstlerInnen Macht abzugeben, in Wirklichkeit sind sie es aber, die Gewalt über ihr Publikum ausüben, denn in einer Zeit, in der der Mensch von einer enormen Informationsmenge überflutet wird, wird die Möglichkeit sich vom Informationskonsum auszunehmen zum wahren Privileg.
Außerdem behalten sich Kim und Mader durch die Anfertigung der Exzerpte immer noch eine gewisse Interpretationshoheit über die Tonspur vor, was noch zusätzlich dadurch verstärkt wird, dass nur die komplette Tonspur, nicht aber die Exzerpte zum Download zur Verfügung gestellt wurden.

Durch die Verwendung des Internets, eines angeblich demokratischen Raumes, und einfachster technischer Mittel erschaffen Kim und Mader eine Schnittstelle zwischen Exklusion und Inklusion, zwischen Elite und Masse.

Die Tonaufnahme, sowie eine Urkunde des Vertrages können vor Ort mitgenommen werden.

bombsite.com/issues/1000/articles/7373

Christine Sun Kim Thomas Mader