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Stephanie Müller | Klaus Erika Dietl: GLÜCKSVERSPRECHEN IST GLEICH KNAST am 19.3.2020 um 20:00 Uhr
Stephanie Müller © Klaus Erika Dietl | Klaus Erika Dietl © Floriana Betz

Stephanie Müller | Klaus Erika Dietl: GLÜCKSVERSPRECHEN IST GLEICH KNAST

Abschlusspräsentation der subnetAIR Residency im Kunstraum Fünfzigzwanzig

DIGITAL SPRING Festival Performance Medienkunst

Das Festival vergibt eine vierwöchige Residency, die mit der Projekt-Präsentation im Rahmen des Festivals endet. Die Residency ist angesiedelt in den Räumlichkeiten des Kunstraums Fünfzigzwanzig und des HCI. Ausgehend von ihrer Installation ROHBAU MIT AUSSICHT erarbeiten Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl die Performance GLÜCKSVERSPRECHEN IST GLEICH KNAST.

Bei Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller vom MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE treffen Bildende Kunst, Performance, Video und Soundkunst auf Sozialwissenschaften. Die beiden Münchner Künstler*innen schätzen die Splitter im Gewebe und kratzen am Konkreten. Was tut sich auf, wenn wir es uns – on standby - im Wartezimmer nicht länger bequem machen? Was passiert, wenn wir stattdessen den Raum dahinter betreten, wo sich im nächsten Level Nähmaschine und Regenschirm zufällig auf einem Seziertisch begegnen?

Im Zuge des vierwöchigen subnetAIR Artist in Residency Programms erproben Dietl und Müller Szenarien für neue Möglichkeitsräume. Stück für Stück entwickeln sie eine performativ bespiel- und verhandelbare Rauminstallation. Die beiden Künstler*innen haben Lust, im Austausch mit anderen (z.B. Schüler*innen, Student*innen, soziale Intitiativen und Gruppen) an den Bruchstellen im Erzähldiktat zu reiben und neu zu fokussieren. Erst der Leistungsabfall, dann die freie Sicht.

Surreale Kulissen-Inseln bieten analoge und digitale Plattformen für kleine Video-Szenarien und können frei gewürfelt werden. Das Wartezimmer wird zur Baustelle. Die ganze Rauminstallation – eine offene Wunde, die zum freien Spiel einlädt und Raum für Um- und Unordnungen lässt. Am Ende steht ein Videomosaik – ein performatives Mapping, das Reif für die Insel ist und den Leistungsabfall feiert. Was passiert im Rohbau, wenn wir die Demoversion knacken? Welche Fenster öffnen sich, wenn wir Inhalte erproben, statt „just for safety on standby“ zu bleiben? Einen Fehler machen. Alle Fehler machen. Ordentlich Fehler machen mit dem MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE.

Einblick in das audiovisuelle Fehlerprotokoll gibt es im Zuge des DIGITAL SPRING Festivals am 19. März im Kunstraum Fünfzigzwanzig. Der Rohbau wird Projektionsfläche und Klangkörper. Das entstandene Videomosaik wird live vertont.

Beim Erzeugen der Klänge greifen die Künstler*innen auf das Werkzeugsortiment zurück, das im Zuge des Aufbaus zum Einsatz kam. Die verstärkte Nähmaschine wird zum Rhythmusinstrument. Der Laptop liefert digitale Verstimmungen. Aus den Heizungsrohren pulsiert die Basslinie. Das Schraubensortiment wird zum Glockenspiel, der Blumendraht zur Saite.

Klaus Erika Dietl
Foto © Floriana Betz

Klaus Erika Dietl

Klaus Erika Dietl hat an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in München Malerei und Kunsttheorie studiert. Im Collagieren und Montieren von visuellem und akustischem Material sieht er die Möglichkeit, das vorherrschende Erzähldiktat zu sprengen. Durch das Samplen der Text- und Bildbotschaften und deren Neukombination mit anderem disparatem Material, versucht er eine audiovisuelle Sprache des Intervalls freier Assoziationen zu schaffen. Seit 2012 setzt sich Dietl zunehmend mit dem Bewegtbild auseinander. Dietls erster Langfilm DAS LETZTE LOCH IST DER MUND - ein Kunstfilm zur Sprachstruktur der Lüge im Strafvollzug – wurde im Juli 2017 im Münchner Lenbachhaus uraufgeführt.

Neben eigenen Arbeiten setzt Klaus Erika Dietl auch auf den Austausch im Kollektiv. 2009 hat er gemeinsam mit der Münchner Künstlerin Stephanie Müller die fluide Basis MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE ins Leben gerufen. In der künstlerischen Auseinandersetzung mit Stephanie Müller ist in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von bildnerischen und filmischen Arbeiten entstanden. Im Herbst 2018 waren Dietl und Müller im Zuge der Fachkonferenz ‚Das Unarchivierbare Archivieren‘ zu Gast in der documenta Halle in Kassel, gefolgt von Performances im Münchner Haus der Kunst, im Züricher Schiffbau, im Staatstheater Darmstadt und in der Berliner Akademie der Künste.

www.hoelle.media
www.vimeo.com/klauserichdietl
www.okdecay.bandcamp.com

Stephanie Müller
Foto © Klaus Erika Dietl

Stephanie Müller

Bei Stephanie Müller treffen Bildende Kunst, Performance, Musik und Sozialwissenschaften aufeinander. Auf das Studium der Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Psychologie an der LMU München folgte ein Aufbaustudium an der Akademie der Bildenden Künste in München.

In künstlerischen Projekten, Fachaufsätzen und Lehraufträgen setzt sie sich mit kommunikativen Prozessen auseinander, dem darin immanenten Ringen um Verständnis und dem Aufbrechen sozialer Normen und Barrieren. Ihre textilen Plastiken, Soundobjekte und Kulisseninseln versteht sie als bespielbare Angriffsflächen. Mal tauchen sie in Videoarbeiten auf, dann werden sie zu performativen Requisiten im öffentlichen Raum, bis sie sich am Ende selbst auslöschen.

Der MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE ist die Münchner Basis von Stephanie Müller. Von dort aus sucht sie immer wieder den Austausch mit anderen. Mit Laura Melis Theis (Oxford) arbeitet Stephanie Müller seit 2006 zusammen. Gemeinsam haben die beiden das Musik- und Performanceprojekt ‚beißpony‘ (ChicksOnSpeed Records) gegründet. Bei Konzerten wird die Pop-Bühne zum offenen Atelier. Stephanie Müller entwickelt Klang-Samples für singende Nähmaschinen und Soundapparaturen, die live zum Einsatz kommen. Der MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE versteht sich dabei als nomadisch-kollaborative Spiel- und Werkstätte. Mit ihren mixed media Projekten war Stephanie Müller im Zuge von Stipendien unter anderem in Belgien, Indonesien und Japan auf Tour.

www.hoelle.media
www.beisspony.com
www.sewicide.bandcamp.com