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Stubnblues CD Präsentation – LIVE im ARGE-Beisl

Willi Resetarits, Peter Angerer, Stefan Schubert, Klaus Kircher, Reservierungen unter 84 08 39

ARGE in-concert Beisl Veranstaltung
Hoch oben in den Bergen ist man erstens per Du und zweitens unter sich.

Deshalb gehen die Herren Resetarits, Angerer, Schubert, Kircher und Guggenbichler schon seit Jahren regelmäßig in die Berge und praktizieren dort das gepflegte und entspannte Wandern von Alm zu Alm und von einer Hütte zur nächsten.
Gesprochen wird beim Gehen nicht viel und jeder geht sein eigenes Tempo, ganz im Gegensatz zum Leben in der Ebene. Und wenn der Abend naht, sollte man sein Ziel in Form einer Berghütte im Auge haben. Jede Hütte ist – geführt vom Hüttenwirt – anders und doch sind sich alle ähnlich: Meistens gibt es einen Gemeinschaftsschlafraum und die „Stubn“. Dort wird gekocht, gegessen, getrunken, gesprochen und … gesungen.
Die Ausstattung ist einfach, der Komfort wird ersetzt durch funktionelle Klarheit. Die rot-weiß karierte Tischdecke, auf der die Pfanne mit einem einfachen aber kräftigen Abendessen gestellt wird, ist ebenso allgegenwärtig wie die sanitären Grundgegebenheiten: Fließwasser am Gebirgsbach und das Plumpsklo.
So klar und frisch die Luft auf einer Bergwanderung erscheinen mag, so beeindruckend sind die Aromen im Hütten-Inneren. Neben den kulinarischen Gerüchen und dem Duft des brennenden Holzes im Ofen reichern die von
der Bergwanderung durchgeschwitzten Kleidungsstücke, im Besonderen die Socken – über dem Ofen zum Trocknen gehängt – das Aroma zu einem einzigartigen Duftgemisch an.
Traditionsgemäß wird auf einer solchen alpinen Sommerfrische gerne gesungen, zumeist Volkstümliches und über Generationen Überliefertes. Dabei nimmt man zur Hand, was eben gerade in der Stubn da ist: Die Gitarre, die an der Wand hängt, das Besteck von der Brettljause und eben seine eigene Stimme.
Das ist einfach und spontan, intim und kein Abend in der Stubn gleicht dem anderen.
Auch nachts bietet die Berghütte akustisch eindrucksvolle Klänge. Das rhythmische Atmen durch die Nase beim Schlafen im Schlafraum erzeugt ein perkussives Klangspektrum des Schnarchens. Experten glauben, gut 2000 Arten des Schnarchens unterscheiden zu können. Da ist es verständlich, dass unter Mithilfe von 2 oder 3 hochprozentigen klaren Gläschen des vom Hüttenwirt selbstgebrannten Schnapses als Grundlage für einen erholsamen Schlaf notwendig sind.
Am nächsten Morgen zeigt dann die „eingespielte Berggemeinschaft“ ihre Routine: Resetarits entzündet das Feuer im Ofen, auf dem Angerer, gemeinsam mit Küchengehilfe Guggenbichler, das ergiebige Frühstück zubereitet. Während Schubert, der aufgrund seiner Ausdünstungen wie immer etwas abseits der Gruppe geschlafen hat, die Hüttengitarre stimmt und Kircher versucht, als Wasserträger Punkte auf der internen Wertung für die Auszeichnung „Bergkamerad“ zu sammeln.
Wenn die Rucksäcke mit Brot, Käse, Speck und Gipfelschnaps gepackt sind, steht dem nächsten Abschnitt der Wanderung nichts im Weg, bis abends die nächste Berghütte erreicht ist.

Bei einer dieser Bergtouren im Gasteinertal wollte es Frau Holle, dass die Berggemeinschaft in der „Öli-Hüttn“ drei Tage lang eingeschneit wurde. In diesen Tagen wurde der „Stubnerblues“ erfunden. Eine Musik, deren Instrumentierung ganz vom Inventar der Hütte abhängig ist: Gitarre, Ziehharmonika, die Küchengeräte wie Töpfe, Pfannen, Schöpflöffel oder Besteck, und die Stimmen, die in der Stubn um den Tisch sitzen. Nur „Captain A-Harp“, die A-Mundharmonika, wurde aus dem Tal mitgenommen.

Bei weiteren Wanderungen durch die Südtiroler Berge, in der Hütte von Jimmy Steiner, wurden diese Lieder ebenso gespielt wie in der „Südwiener Hütte“ in Untertauern, wo Roland und Manuela Schett die fünf Herren für eine längere Probenphase in ihrer Hütte beherbergten.

Und so wurde über die Jahre aus dem „Stubnerblues“ der „Stubnblues“.
Songs von Van Morrisson, Lou Rawls, Willy deVille und vielen anderen brauchen keine großen Bühnen, keine Verstärker und keine Mikrophone.
„Auf der Alm, da gibt s koan Synth,“ meint Willi Resetarits. Der Blues in den Bergen?
Die Hütten der Alpen haben im Tourismus eine andere Identität gefunden: Da poltern einerseits einfach gestrickte billig-techno-beats mit stupiden Text Fetzen. Und andererseits trieft das patriotische traditionelle Liedgut noch immer voll zweifelhafter ideologischer Botschaften mit ordentlicher Frisur und reiner Stimme. Angerer spricht von einer ausgeprägten „Kufsteinlied-Allergie“, die ihn auf den Bergen befällt.
Da kann die musikalische Landkarte im Innergebirg den Blues gut brauchen. Die Geschichten vom einfachen und harten Leben, die Erzählungen von den kleinen und großen Tragödien des Alltags und den Außenseitern und die Sehnsucht nach Liebe sind in der „Folk-Musik“ aus dem Mississippi-Delta ebenso beschrieben wie in vielen alten alpinen Volksliedern. Nur der Sound ist neu über der Baumgrenze, doch die Gäste und die Hüttenwirte haben diesen Sound schätzen und lieben gelernt.

Im November 2004 ist der „Stubnblues“ in die Stadt gekommen. In der Stubn von Franz Vierthalers ARGE Beisl in Salzburg, gab Willi Resetarits mit seiner Extra- Combo drei Konzerte, deren Mitschnitte auf dieser CD zu hören sind.
Und auch wenn auf dieser Aufnahme die Gerüche, das düstere Licht oder der Geschmack einer Brettljause nicht wiederzugeben sind, so ist es doch der Sound des „Stubnblues“, der eingefangen wurde und der die Atmosphäre und das Ambiente in sich trägt. Der Sound einer selbstgeschaffenen Tradition, die noch viele Jahre in den Hütten zu hören sein wird, in denen Willi Resetarits und die Extra-Combo auf ihren Wanderungen Unterschlupf finden; dort wo sie den Blues gefunden haben.
  • voc., Harmonika – geblasen Willi Resetarits
  • voc., Harmonika – gezogen Roland Guggenbichler
  • voc., Rhythmus, geschlagen Peter Angerer „Gasteiner Peda“
  • voc., tiefe Saiten Klaus Kircher
  • voc., hohe Saiten, git., dobro, mand. Stefan Schubert