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Verein zur Verzögerung der Zeit – Zeitsalon

Showing/Performance mit KünstlerInnen, u.a. mit ekw 1490, Doris Prlic, u.a. - in der Basics Bar

ARGE medienkunst
Mitten auf der Sendlinger Straße in München und mitten in der Weihnachtszeit stehen Mitglieder des Vereins zur Verzögerung der Zeit auf der Straße und verteilen Zettel, man schnappt sich, geht 3 Schritte und liest auf dem Zettel „Bitte beeilen sie sich!“. In einer Straßenzeile, in der sich Bank an Bank reiht treten vier honorige Herrschaften mit einer Kreditkarte ein und beschweren sich, dass ihre Karte nicht funktioniert. Auf dieser steht unter anderem „Diese Karte berechtigt zum Zahlen mit Zeit“ und „Zeitkarte“, dazu wiederholen die vier gebetsmühlenartig „Zeit ist Geld“ – und alle Banken sind ausnahmslos bemüht den Schaden zu beheben, ohne Karte oder Idee in Zweifel zu ziehen.

Einmal tauchte im Rahmen dieser Aktion die Frage auf, woher die Karte sei und die Antwort „Aus Österreich“ löste Erleichterung aus: „Dann bekommen wir sie sicher erst.“ Österreicher stehen ja nicht gerade im Verdacht ihrer Zeit voraus zu sein. Der österreichische Verein zur Verzögerung der Zeit hat daraus eine Tugend gemacht und den Nerv der Zeit getroffen.
Der vor rund 15 Jahren von Prof. Heintel in Klagenfurt gegründete Verein zur Verzögerung zur Zeit ist heute ein breites Netzwerk von über 1000 Mitgliedern, darunter professionelle ZeitberaterInnen von Großkonzernen und KünstlerInnen – allesamt ehemals Stressgeplagte, die die Einsicht teilen, dass die Menschen, je präziser sie die Zeit einteilen können, desto weniger davon haben. Es sind schließlich nicht die Cäsium-Atome, bzw. deren Schwingungen, die die Zeit angeben, sondern unsere soziale Konstruktionen, die wir auch individuell gestalten können. Jeder Herr oder Frau seiner eigenen Relativität! Denn „die lineare Zeit ist neutral“, sagt Heintel. „Die ist handhabbar, wie man will, und auch verdichtbar.“ Diese Einsichten teilen die Zeitvereinmitglieder auch mit, halten Symposien und Kurse ab und nehmen Interventionen im öffentlichen Raum vor.

Für das Basics Festival veranstaltet der Verein zur Verzögerung der Zeit einen Zeitsalon: Zusammen mit KünstlerInnen aus Salzburg und anderswo (u.a. ekw 1490 & Marek, Doris Prlic) wird Zeit totgeschlagen, zerdehnt und im feinen Gespräch unter Connoisseuren als Cocktail neu gemixt: Verschiedene Projekte der KünstlerInnen, Musik, Theaterszenen, Bildende Kunst, werden auf ihren zeitlichen und ihren Ewigkeits-Wert abgeklopft, bekommen schlicht einen neuen Rhythmus oder werden zum Instanterlebnis verdichtet. Gastgeber des Abends ist Dr. Erwin Heller, Obmann des Zeitvereins und im Zivilberuf Rechtsanwalt, und mitunter der Kopf hinter oben beschriebenen Interventionen. Die werden auch in Salzburg stattfinden, und wer sich Freitag Mittag, um 12h unterhalten möchte, sollte in die Innenstadt kommen – mehr darf noch nicht verraten werden.