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Woven Hand (US) – Einziges Österreichkonzert, Support: Valina

16 Horsepower Sänger David Eugene Edwards präsentiert "fairytales aus einem uralten, archaischen, puritanischem Amerika: dem von heute!" (SPEX)

ARGE konzert

Gut, dass David Eugene Edwards schon zu 16 Horsepower-Zeiten als Woven Hand unfassbar gute Platten veröffentlicht hat. Wer anders könnte sonst die Lücke schließen, die das Ende seiner Hauptband aufgerissen hat? Auch das neue Werk „Mosaic“ ist wieder aus den roten Fäden gesponnen, die Edwards zum Weben seines Oeuvres nutzt.

Gut, dass David Eugene Edwards schon zu 16 Horsepower-Zeiten als Woven Hand unfassbar gute Platten veröffentlicht hat. Wer anders könnte sonst die Lücke schließen, die das Ende seiner Hauptband aufgerissen hat? Und auch Pascal Humbert ist wieder da – er ist nun neuerdings fester Bassist bei Wovenhand. Zwei Drittel von 16 HP sind somit wieder vereint. Das schaffen „The Who“ nicht mehr.
Auch das neue Werk „Mosaic“ (allerdings noch ohne Humbert) ist wieder aus den roten Fäden gesponnen, die Edwards zum Weben seines Oeuvres nutzt. Eine unterschwellig dräuende musikalische Apokalypse, über der zitternd seine einzigartige, fiebrige Stimme thront. Abwechselnd auf die eigene Verderbtheit und die der gesamten Menschheit schimpfend, berichtet er von den Versuchungen des Bösen und fleht um Erlösung. Nichts wird hier leicht genommen, es wird gepredigt und gedrängt. Edwards beschwört uns, ihm zuzuhören, wie er seine spirituellen Kämpfe austrägt, vorgetragen im zutiefst weltlichen Idiom des Rock'n'Roll.
Das Gros der Songs ist opulent instrumentiert, neben Gitarren, Bässen, Schlagwerk und Gesang kommt auch das Unheil verkündende Trademark-Banjo zum Einsatz, sowie Chöre, Klavier, Orgel, Streicher etc., die jedoch allesamt Edwards genug Raum lassen, die gebotene Aufmerksamkeit für seine Stimme und seine Geschichten einzufordern. Geschaffen wurde eine Ehrfurcht gebietende, irgendwie barocke Kathedrale aus Songs, die beinahe archaisch anmuten. Hier lässt man den lieben Gott keinen guten Mann sein, sondern einen ob der Fehlbarkeit der Menschen zürnenden Richter. Mit welcher Intensität Edwards in seinen Gift und Galle-Psalmen deliriert, ist beinahe körperlich spürbar. Die Muse küsst ihn nicht, sie piesackt ihn. Und was für den Hörer zunächst leicht voyeuristisch beginnt, kippt. Man ist nicht mehr bloß fasziniert von der Drastik des hier betriebenen Blankziehens, sondern die immer mit dem bekannten, dezentem Widerhall of Fame geächzten, fiebrigen Lamentos ziehen einen selbst mit in den Bann.
David Eugene Edwards ist auf dem sicheren Weg vom Mensch zum Mythos. Sein Werk ist lyrisch wie musikalisch schon längst eine eigene Abteilung im Musikgeschäft, ein Referenzpunkt für kommende Getriebene und der Sparstrumpf im Handel mit den heutigen Trendwechselkursen. Und da wirft man den Zehnten doch mit Kusshand hinein.

Valina kommen aus dem österreichischen Linz. Seit der Veröffentlichung ihres 2. Albums „Vagabond“ (Trost, 2002) haben es auch Valina mit ihrer eigenartigen Spielweise moderner (Indie-)Rockmusik und ihrer unprätentiösen Art, die Dinge anzugehen, geschafft, international auf sich aufmerksam zu machen. Valina spielten bisher ca. 250 Konzerte in ganz Europa und tourten zwei Mal für jeweils einen Monat in den USA. Nachdem sie zuletzt Russland und erneut halb Europa besuchten, konzertieren Valina im Herbst 2006 nach langer Zeit auch wieder in Österreich.
Dass es trotzdem noch viele Leute gibt, die die sympathische Band nicht kennen, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass sich Valina eher wenig um ihr Marketing scheren, sondern sich lieber der „Diktatur der Angepassten“ widersetzen und ihr eigenes Ding durchziehen. Mit Erfolg. Bei dieser Linzer Combo ticken die Uhren, die Beats und alles andere eben etwas anders. Es ist also eine höchst erfreuliche Erfahrung, mit Valina Bekanntschaft zu schließen, besonders bei einem ihrer intensiven Live-Konzerte, bei denen sie ihre komplexe Musik auch physisch spürbar werden lassen.