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"Javol – Herr Obersturmbanfirer!"

Lichtbildervortrag der PartisanInnenFilmForschungsBrigade mit Tina Leisch und Ljubomir Bratic.

ARGE diskussion

Viele Menschen kennen die Filme „Underground“ oder „Schwarze Katze, weißer Kater“, die bekannten Produktionen des Filmemachers Emir Kusturica. Weniger bekannt ist der jugoslawische PartisanInnenfilm. Ganz anders als in Österreich war die Geschichte des PartisanInnenkrieges das zentrale Narrativ der jugoslawischen Filmproduktion.

Was bewegte eine handvoll Menschen, sich über Monate hinweg regelmäßig zu treffen, um sich bewegte Bilder aus einer verschwundenen Epoche, nämlich PartisanInnenfilme aus Jugoslawien, anzuschauen? Neugier – vielleicht, eher nicht. Interesse an Exotik? Im Rahmen der großen Anzahl von Aktionen gegen den Jubiläumsvollzug Österreichs im Jahre 2005 gründete sich PaFiFoBri (PartizanInnenfilmforschungsbrigade). Eher zufällig, als beabsichtigt. Auch mit keinem definierten Ziel jemals in die Öffentlichkeit zu gelangen. FilmemacherInnen, JournalistInnen, PhilosophInnen, TheaterregiseurInnen, KünstlerInnen, ÜbersetzerInnen, SprachwissenschafterInnen … das war ungefähr die Struktur der Leute die durch Mundpropaganda sich zusammen gefunden haben und mittels e-mails kommunizierten. Die einen verschafften sich die Filme aus unzähligen Jugovideotheken in Wien oder aus verschiedenen Teilen Jugoslawiens, aus Belgrad, Zagreb, Ljubljana …, die anderen übersetzten simultan, die dritten schrieben die Protokolle, die vierten diskutierten, tranken Wein oder stellten einfach ihre Wohnung für die Projektionen zur Verfügung.
Die Arbeit der Brigade förderte zu Tage, dass der jugoslawische PartisanInnenfilm auch sehr viel mit Österreich zu tun hat. In Jugoslawien gab es in Zweiten Weltkrieg 1.700.000 Tote. Die 500.000 österreichische Wehrmachtsoldaten waren zu einem großen Teil in Jugoslawien stationiert. Die meisten Nazioffiziere in Jugoslawien, auch die blutrünstige, waren Österreicher. Und die „Waldheim-Affäre“ wurde durch Bilder aus Jugoslawien in Gang gebracht.
Der Lichtbildervortrag von Tina Leisch und Ljubomir Bratic dient nicht nur der Auseinandersetzung mit einer Ästhetik und einem Filmschaffen, die hier in Österreich selbst keine Tradition haben sondern auch der gesellschaftlichen Diskussion über die geschichtlichen Verbindungslinien zum Balkan damals wie heute.
Ein Abend für FreundInnen des jugoslawischen Kinos, der Filmwissenschaft, der Geschichte Jugoslawiens und des Antifaschismus.

Gezeigt und diskutiert werden an diesem Abend zwei Filme, die z.T. simultan live übersetzt werden.

Slavica
Regie: Vjekoslav Afric, Jugoslawien 1947, 94 Min., OF mit dt. Live-Übersetzung

Titelgebende Hauptfigur des Films ist die Partisanin Slavica, die mit Marin und einer Gruppe von der Fischerei-Kooperative ein gerade gebautes Fischerboot vor den italienischen Besatzern versteckt. Sie werden entdeckt und gefangen genommen, doch die Partisanen befreien sie. In der Folge nehmen sie an einer Reihe von deren Aktionen teil. Slavica stirbt schließlich in einer Seeschlacht und ihr Schiff, eines der ersten der jugoslawischen Kriegsflotte, wird nach ihr benannt. Slavica war die erste jugoslawische Spielfilm-Produktion nach 1945. Vjekoslav Afric drehte den Film mit bescheidenen Mitteln und fast ausschließlich mit LaiendarstellerInnen, die selbst bei den PartisanInnen gekämpft hatten.

Ustanak u Jasku
Regie: Zelimir Zilnik, Jugoslawien 1973, 18 Min.