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Doris Stelzer: "shifted views – extended"

Die Choreografin Doris Stelzer untersucht in ihrem neuen Stück die mediale Inszenierung des Frauenkörpers zu Werbezwecken.

ARGE tanz

shifted views, die aktuelle Choreografie von Doris Stelzer, hatte bei Impulstanz erfolgreich Premiere. Nun folgt der nächste Schritt mit dem blauen Schuh: shifted views – extended, die verlängerte Version zum Thema mediale Inszenierung des Frauenkörpers zu Werbezwecken.

„Das Solo shifted views bildet nicht nur den Höhepunkt in der konsequenten bisherigen Entwicklung Stelzers, sondern setzt auch einen Glanzpunkt in das an starken Stücken nicht gerade arme Festival. Sowohl im thematischen Zugang als auch in Choreografie, Dramaturgie und der Umsetzung durch die fantastische Tänzerin Lieve De Pourcq ist shifted view geradezu perfekt.“ (Der Standard, Impulstanz Wien).

Irreführung, verstellte Sicht und Realitätsveränderung gehören zur medialen Tagesordnung. Die werbewirksame Darstellung des Frauenkörpers vermittelt stereotype Bilder und Verhaltensweisen. Unwirkliche Bewegungen und Positionen dominieren die nachträglich bearbeiteten und geschönten Bilder von sogenannten Supermodels. Enthält der menschliche Körper nicht eine weitaus größere Fülle an Diversität und Differenziertheit?
shifted views – extended ist Teil einer Forschungsserie zum Thema medialer Körperinszenierung und aktueller, gesellschaftspolitischer Körper-Bilder, mit dem Fokus, unsere gegenwärtige Wahrnehmungskompetenz zu hinterfragen und zu schärfen.
shifted views – extended ein künstlerisch tanzperformatives wahrnehmungsverschiebendes Statement.

  • Konzept, Choreografie Doris Stelzer
  • Performance, Choreografie Lieve De Pourcq
  • Sound Mariella Greil, Werner Möbius
  • Licht Andrea Korosec
  • Produktion dis.danse
  • PR SKYunlimited
  • Fotografie Bettina Frenzel
  • Dank an Jan Machacek, ImPulsTanz insbesondere Christa Spatt und ttp WUK
Doris Stelzer, geboren in Oberösterreich, studierte Biotechnologie und Tanz. Mit dem „konstantfluiden“ Kompaniekollektiv dis.danse arbeitet sie an eigenen Tanz- und Performanceprojekten, zuletzt mit dem Medium der Fotografie (Bettina Frenzel, microscopic view 2005 und inner space/outer space 2004). Ihr Interesse gilt derzeit dem Körper als Archiv und dessen Eigenschaften und Fähigkeiten in physischer und anatomischer Hinsicht. Sie erhielt das danceWEB-Stipendium 2001 und war Artist in Residence bei ImPulsTanz, Wien 2006. Research mit Emil Hrvatin, in between, Tanzquartier Wien 2007 und Milli Bitterli, INVITES, im_flieger, WUK Wien 2006; Zusammenarbeit mit Barbara Kraus 2006, Oleg Soulimenko 2005 und Lisa Hinterreithner 2005.

Pressestimmen

Des Werbekörpers Rippenmaul
Stelzer, Dimchev und Stuart bei ImpulsTanz

„Das Solo bildet nicht nur den Höhepunkt in der konsequenten bisherigen Entwicklung Stelzers, sondern setzt auch einen Glanzpunkt in das an starken Stücken nicht gerade arme Festival. Sowohl im thematischen Zugang als auch in Choreografie, Dramaturgie und der Umsetzung durch die fantastische Tänzerin Lieve De Pourcq ist shifted view geradezu perfekt. Stelzer hat sich entschieden, dem Stereotyp des Werbesujets „Traumkörper“ kein Anti-Klischee entgegenzusetzen. Vielmehr überblendet sie das Frauenbild aus der Reklame mit De Pourcqs athletischem Körper, der Manöver vollbringt, wie sie das klassische Werbemodel unmöglich zustande bringen kann. So entstehen irritierende Unschärfen, gerät die Sicherheit des Stereotyps ins Wanken. Die Tänzerin stellt sich lässig in Pose, starrt ins Publikum und beginnt – lediglich mit ihren Bauchmuskeln und Organen – eine monströse
Choreografie zu „tanzen“. Die Gedärme scheinen ein Eigenleben zu entfalten, aus der Bauchhöhle drängen zu wollen, die Rippen beginnen zu schnappen wie ein gerade noch mit Haut bedecktes Alien. Ähnlich sinister bringt De Porcq daraufhin ihre zuvor unbewegt gewesenen Gesichtszüge zum Entgleiten und leitet in einen zweiten Teil über, in dem es um den Fetisch des langen, in Stöckelschuhen mündenden Beins und um das Pathos der Pose geht. Stelzer setzt den Höhepunkt dieses Stücks also an den Beginn. Von da an lässt sie ihre Figur in einem berührenden Bogen langsam absinken, näher an das Reklameklischee und dessen Manipulationskraft, weg vom Publikum.“
Helmut Ploebst, Der Standard, Printausgabe, 30. Juli 2007

Weibliche Körperbilder und Klischees
Doris Stelzer, Katharina Weinhuber und andere Jungchoreograf(inn)en bei 8:tension

„Doris Stelzer gelang es schon mit Stücken wie inner space/outer space, zwischenräume oder microscopic view, ihr Publikum zu fesseln. Die feinen Bewegungsabläufe der ursprünglichen Biotechnologin zeugen von einer mikroskopischen Beobachtungsgabe und einem sensiblen Körpergespür. Motiviert durch ihr tiefes Interesse am menschlichen Körper, versucht Doris Stelzer Unerforschtes an die Oberfläche zu bringen. Dabei stehen ihr weder abstrakte Konzepte noch ein sentimentale Verhältnis zum Körper und Tanz im Weg. In ihren Choreografien gibt es keine Belanglosigkeiten, keine Bewgung ist überflüssig. Dadurch entstehen eindringliche Bewegungssequenzen.“
Ulrike Moschen, SIMs Kultur, Juli 2007

Starke Frauen beim ImPuls Tanz-Festival
Saskia Hölbling und Doris Stelzer

„Stelzer will durch Reduktion eine andere Tiefe erreichen und die Wahrnehmung verändern: 'Für das aktuelle Stück habe ich Posen und Ausdruck des Frauen-Bildes in der Werbung analysiert.' Die idealisierten Darstellungen prägen das allgemeine Körperverständnis. Stelzer versucht sie mit exakten Studien, die die Wahrnehmung verschieben, zu unterwandern. In „shifted views“ läuft der Tänzerin Lieve de Pourcq das Gesicht aus der Form. Augen, Mund und Nase verselbstständigen sich.“
Andrea Amort, Kurier, 27 Juli 2007 und tanznetz.de