Die ARGEkultur und edition mosaik haben in Kooperation sechs Autor*innen eingeladen, der Festivalfrage Wem gehört die Welt? aus ihrer spezifischen Perspektive und anhand einzelner Beispiele nachzugehen. Die Frage nach den Besitzverhältnissen wird somit erweitert durch eine zweite, ebenso wichtige – nämlich die nach der Erfassung und Interpretation dieser Verhältnisse: Wer deutet die Welt?
Die im Laufe des Festivals hier veröffentlichten Texte, die in dem Band WER DEUTET DIE WELT? zusammengefasst werden, verstehen sich als literarische Erweiterungen des Festivals und sollen auch darüber hinaus der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Machtstrukturen dienen.
Die sechs Texte bewegen sich daher in großen Bögen von einer Fragestellung zur nächsten und dies jeweils in verschiedener formaler Gestaltung: Mal im Rahmen einer Erzählung, mal mit den Mitteln der poetischen Verdichtung oder in Form eines biographischen Berichts. Entstanden ist so ein Buch, das ebenso aktuell wie grundsätzlich ist; das in der Zeit der Corona-Pandemie und aus dieser heraus geschrieben ist und zugleich Fragen stellt, die schon längst vor dieser neuen Realität, in die wir übergegangen sind, offen lagen. Es werden sowohl historische Kämpfe freigelegt, als auch gegenwärtige Überlegungen zu Corona und dessen Folgen in Verbindung mit Problemstellungen gebracht, die seit Jahrhunderten durch die Industrialisierung und den Kapitalismus provoziert werden. Als sechs Gegenerzählungen, Analysen und Interpretationen dessen, was heute als Herrschafts- und Besitzverhältnis ausgemacht werden kann, leisten die hier versammelten Texte einen Beitrag zu jenem Prozess der „kollektiven Umdeutung“, den Paul B. Preciado als gegenwärtige Aufgabe von Philosophie und Dichtung erfasst hat.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude beim Lesen, Fragen, Reiben und Weiterdenken.