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Presse | Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur, 3.4.2007

Verwandelnd, verzaubernd, bestrickend

"Elegien der Verwandlung" am Mittwoch (2.3.) in der ARGE: "Ligeia" und "Hermaphroditos" entstanden als Koproduktion von "Klang 21" und ARGEkultur. Eine weitere Aufführung gibt es heute Donnerstag (3.4.) um 19.30 Uhr in der ARGE.

Eine Sensation ganz im Stillen: Zwei Musiktheaterproduktionen, die in musikalischer und darstellerischer Qualität bei jedem namhaften Festival zeitgenössischer Musik reüssieren könnten, sind in der ARGEkultur entstanden und uraufgeführt worden.

Seit 2005 untersucht Klang 21, ein junges Künstlerkollektiv mit Sitz in Salzburg, in Zusammenarbeit mit Regisseuren und Interpreten aus ganz Europa, wie sich Gesang und Emotionen zu neuem Musiktheater der Gegenwart verbinden lassen. Hüseyin Evirgens "Ligeia", nach einem Libretto und in der Regie von Thierry Bruehl, basiert auf einer Erzählung von E.A. Poe und wurde bereits im Rahmen des "Taschenopernfestivals 2007" uraufgeführt.

Es ist ein großer Liebesgesang auf "Lady Ligeia" (Rezitation Ogün Derendeli), der inhaltlich schier unmerklich ins Tragische, ja Abseitige kippt. Die Musik von Hüseyin Evirgens wird von einem durchgehenden Rhythmus, gespielt von unterschiedlichen Schlaginstrumenten zusammengehalten und zieht mit ihren sanften aber unbarmherzigen Schlägen vom ersten "Herzklopfen" an ihren Bann. Feinste musikalische Elemente oder "Klangkürzel" - oft sind es nur Luftgeräusche der oder tonloses Striche - öffnen einen Horizont, der vom emotionalen Gehalt und der Spannung her, selbst "großer Oper" nicht nachsteht.

Die Kurzoper "Hermaphroditos" erlebte am Mittwoch (3.4.) ihre Uraufführung. Reinhold Lay (Libretto) und Fausto Tuscano (Komposition) haben den Hermaphrodit, das sagenhafte Kind der schönen Aphrodite und des Götterboten Hermes, ins Zentrum ihrer Kammeroper für Sopran, Countertenor, Chor und sechs Instrumentalisten gestellt.

Entstanden ist eine faszinierende Collage, in der Text, Musik und Darstellung eine amalgamhafte symbiotische Verbindung eingehen, die die Verschmelzung von Mann und Frau auf mehreren Ebenen reflektiert, anschaulich macht - und auf sinnlich erfahrbare Weise zeitgeistiges Nachdenken über "Geschlechtsgrenzen und ihre Infragestellung" tatsächlich einmal sinnvoll erscheinen lässt. Mann und Frau (Thomas Pfertner und Constanze Passin) rezitieren den Text, Sopran und Countertenor (grandios: Silvia Spinnato und Onur Abaci), aber auch ein Chor, greifen den Text in Fragmenten auf. Sie setzen mit oft nur einem Wort Schwerpunkte, die nicht selten einen sich entwickelnden Sinn in sein Gegenteil verkehren: "Verstrickung" ist so ein Wort, das im Taummel der liebenden Vereinigung ein nicht geringes Gewalt- und Gefahren-Potential anzeigt.

Regisseur Thierry Bruehl arrangierte die vielfältigen "Verstrickungen" in klaren meist geometrischen Bildern und Spiegelbildern und einer Personenführung, die in ihrer Präzision an mechanische Züge auf einem Spielbrett erinnert - und gerade in ihrer extrem redzuzierten Formensprache dem Text Raum zur Entfaltung gibt. Reduziert und präzise dem Text abgelauscht ist auch die Musik von Fausto Tuscano: Ob haarfeine Koloraturen oder expressive Rufe - in jeder Phrase, jeder Linie verschmelzen Gesang, Rezitation und Musik zu einem faszinierenden Ganzen.

© Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

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