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Presse • 11.04.2006 • ARGEkultur

"ER-Lösung?" - Die Performance hat bereits stattgefunden

Die "Glaubensprozession", ein Stationendrama, angesetzt am 14. April 2006 in Salzburg, setzte sich zum Ziel das Opferbild, den Opferbegriff, deren Gebrauch/Missbrauch in einer säkularisierten Welt zu thematisieren. Mit den Mitteln der darstellenden Kunst hätte dies mit einem fiktiven Opfer gearbeitet. Der ÖVP-Gemeinderatsklub, die Erzdiözese Salzburg und die Kronenzeitung haben sich schon im Vorfeld der Kunstaktion zu den HauptdarstellerInnen dieser Aufführung erkoren.

"Täuscht euch nicht: Gott lässt keinen Spott mit sich treiben; was der Mensch sät, wird er ernten" (Gal 6,7)
Das waren die Worte, mit welchen Erzbischof Kothgasser, für Veranstalter und Öffentlichkeit unerreichbar ins "Ausland" verschwand. ÖVP-Gemeinderatsklub und die Kronenzeitung heizen seither die Stimmung an und säen Spott und Diffamierung. Die Kronenzeitung praktiziert moderne Inquisition als Hexenverfolgung. Ihr ist hierbei kein Ressentiment zu dumm oder menschenverachtend genug, um die polnische Künstlerin Dorota Nieznalska, die von der ARGEkultur Salzburg zur Teilnahme am Kunstprojekt eingeladen wurde, zum "Abschuss" freizugeben.

Die Hilfstruppen stehen bereit. Seit Tagen erhält die ARGEkultur Drohungen in Form von Mails und Anrufen, die die "Kreuzigung" der DarstellerInnen fordern und wo ganz offen mit "physischer Gewalt" gedroht wird, wenn die "Polaken-Sau" nach Salzburg kommt. Am 08. April 2006 war im Chat-Forum auf salzburg.ORF.at zu lesen "Sch(l)agt den Marcus Hank ans Kreuz und stellt ihn am Residenzplatz aus.". Wenn das in der Absicht von Kronenzeitung, ÖVP-Gemeinderatsklub und Erzdiözese Salzburg lag, dann waren die letzten vier Tage der Hetz-Kampagne ein voller Erfolg.

Eifernde Polizeibeamte haben Marcus Hank und Dorota Nieznalska angezeigt und selbst in der Sache ermittelt. Es bleibt abzuwarten, ob sie auch selbst zu Gericht sitzen werden.

Die SPÖ der Stadt Salzburg hätte sich positiv hervortun können, wenn sie die rassistische Hexenjagd der Kronenzeitung als solche benannt hätte. Stattdessen haben die Mächtigen der SPÖ (Salzburg Stadt) vor einer Allmacht der Subventionsvergabe gewarnt und der Freiheit der Kunst abermals keinen Dienst erwiesen.

Der von den Verantwortlichen entfachte "Volkszorn" hat nun dazu geführt, dass die Sicherheit der Veranstaltung angesichts eines pöbelnden und drohenden Mobs von selbsternannten "Christen" nicht mehr gewährleistet werden kann.

Weder die DarstellerInnen, zu vorderst Dorota Nieznalska, noch die ZuschauerInnen sind bei einer Durchführung der geplanten Aktion am Karfreitag 2006 vor körperlichen Angriffen sicher.

Die Performance "ER-Lösung? Eine Glaubensprozession" wird deshalb zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt, 14. April 2006, 19.00 Uhr nicht stattfinden. Sie ist unter den gegen- und widerwärtigen Umständen nicht durchführbar.

Als salzburger Bürger schäme ich mich für die Unart und Unweise, in welcher die letzten Tage in dieser Stadt Hetze betrieben wurde. Salzburg hat sein "säkularisiertes" Opfer zu Karfreitag 2006 gebracht. Ein Kunstprojekt ist Wirklichkeit geworden.

Danken möchte ich allen UnterstützerInnen und demokratischen MedienmacherInnen, die in den letzten Tagen den Mut und den Anstand aufgebracht haben, sich gegen diese Form der Inquisition zu positionieren.

Marcus Hank
(Künstlerischer Leiter ARGEkultur und Künstlerische Gesamtleitung des Projektes "ER-Lösung? Eine Glaubensprozession")

Veranstaltungshinweis

Di, 11. April, 19.00 Uhr
Clubraum der Katholischen Hochschulgemeinde
Wiener Philharmonikergasse 2
Diskussionsveranstaltung

Zum Themenkomplex "ER-Lösung? / Das Kreuz in der Kunst" veranstaltet die ARGEkultur in Zusammenarbeit mit der Katholischen Hochschulgemeinde eine Diskussionsveranstaltung.

Auf dem Podium sitzen:

  • Dr. Barbara Wally (internationale Sommerakademie)
  • Prof. Dr. Gregor Hoff (Systematische und Fundamentaltheologie, Universität Salzburg)
  • Prof. Dr. Dr. Hans-Joachim Sander (Dogmatik, Universität Salzburg)
  • Marcus Hank (Künstlerischer Leiter ARGEkultur)
  • Moderation: Mag. Magdalena Holztrattner

Reaktionen auf „ER-Lösung“ in den Medien

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