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Presse • 08.06.2009 • Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

Filme über die Ausgegrenzten

Das Roma & Sinti Filmfestival "Videodrom" wird morgen Dienstag (9.6.) in der ARGE eröffnet. Bis Freitag (12.6.) gibt es ein umfassendes Film-, Konzert- und Vortragsprogramm. Höhepunkt zum Schluss: Kurzfilme von Roma und Sinti über sich selbst.

"Verfolgung bis zur physischen Vernichtung - da muss man gar nicht bis zum Holocaust in der NS-Zeit zurückblicken", sagt der Filmemacher Hermann Peseckas, einer der Initiatoren des Roma & Sinti Filmfestivals "Videodrom". "In Rumänien wurden in den Neunzigerjahren ganze Dörfer verbrannt. Die Nationalgarden in Ungarn mähten Roma und Sinti nieder, Männer und Frauen, Kinder und Alte ohne Unterschied. Das sind Progrome und dazu muss man nicht in die Vergangenheit gehen."

Nach Fall des Eisernen Vorhangs versanken in vielen Städten des Ostblocks ganze Stadtteile mit einem Schlag in die Arbeitslosigkeit: "Die Roma waren die ersten, die überall rausflogen." In Rumänien kam es zur rassistischen Hetze gegen die Roma, "denen man die Schuld am Elend des Landes zuschob". Seit dieser Zeit lässt das Schicksal der Roma und Sinti den Salzburger Dokumentarfilmer nicht los: "Man hat uns damals davor gewarnt, in diese Viertel zu gehen. Aber alles, was wir erlebt und gesehen haben, war Apathie und Hoffnungslosigkeit." Die Hetz-Strategie war und ist einfach (und ist auch hierzulande nicht ganz unbekannt): "Man gibt ihnen keine Arbeit, damit fallen sie dem Sozialsystem auf die Tasche - und fertig ist das Feindbild."

Schon damals sei die Idee zu einem Dokumentarfilmprojekt entstanden, erzählte Hermann Peseckas heute Montag (8.6.) bei einem Pressegespräch in der ARGE: Mediengruppen unter den Roma und Sinti sollten installiert werden, die mit den Mitteln des Dokumentarfilmes ihre eigene Geschichte erzählen sollten. Dieser authentische Blick auf das eigene Schicksal sei umso wichtiger, als nicht wieder nur Klischees von Armut und Elend und romantischer Zigeunermusik bedient werden sollten.

Im Vorjahr entstand also das integrative Kulturprojekt "videodrom". Initiatoren waren das Studio West, der Verein freier Film- und Videoschaffender Salzburg, in Zusammenarbeit mit Romavereinen aus Österreich, Ungarn Rumänien und Bulgarien: der Linzer Verein für Sinti und Roma Ketani, "Videant Commercial and Services Ltd." aus dem ungarischen Pécs, "Association Thumende Valea Jiului" aus dem rumänischen Petrosani sowie die "Foundation for Regional Development ROMA-Plovdiv" aus Stolipinowo in Bulgarien.

Von den Experten bekamen die beteiligen Roma und Sinti das nötige technische Know How sowie die Ausrüstung. "Es kann leicht sein, dass einige von ihnen nun weiter Filme machen werden, vielleicht bei Hochzeiten filmen, und so versuchen, ein wenig Geld zu verdienen", sagt Hermann Peseckas. Ganz wichtig sei den Beteiligten auch gewesen, dass sie eine Art "Zeugnis", eine Teilnahmebestätigung, bekommen, "etwas, das sie herzeigen können".

Die Filme aus diesen "Workshops" stehen nun quasi als Abschluss und Höhepunkt am Ende des Videodrom-Festivals auf dem Programm: Am Freitag (12.6.) werden die vier Filme von 18 bis 20 Uhr präsentiert, die Roma und Sinti-Produzenten werden anwesend sein: "Bis Freitag sind wahrscheinlich auch wirklich alle da", sagen die Veranstalter mit einem Augenzwinkern. Auf Monitoren sind die Filme aber schon ab Dienstag (9.6.) in der ARGEkultur die ganze Woche über zu sehen.

© Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

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