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Presse • 10.06.2009 • Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

nie einem anderen Volk den Krieg erklärt

Das gestern Dienstag (9.6.) eröffnete Roma & Sinti Filmfestival "Videodrom" bietet noch bis Freitag (12.6.) ein umfassendes Film- Musik- und Vortragsprogramm.

In Salzburg wurden mehr als dreihundert Sinti und Roma von den Nazis ermordet: Von 1940 bis 1943 unter unmenschlichen Bedingungen im "Zigeunerlager" Maxglan eingesperrt, wurden sie im Frühjahr 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. "Mit dieser Geschichte verbunden sind ein besonderes Bewusstsein und eine Verantwortung in unseren Tagen", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter David Brenner gestern Dienstag (9.6.) bei der Eröffnung des Filmfestivals "Videodrom" in der ARGEkultur.

Bis Freitag (12.6.) stehen insgesamt 14 Filme, drei Konzerte und ein Symposion auf dem Programm. Die Radiofabrik hat im Hof der ARGE ein akustisches Mahnmal mit authentischen Tondokumenten aufgestellt. Auf Monitoren in der ARGE laufen bereits die Filme, die die Roma und Sinti im Vorfeld von "Videodrom" in begleiteten Workshops über sich selber gedreht haben.

Dass die Roma und Sinti bei diesem Festival sich und ihre Kultur zeigen, sei ein "wichtiger Schritt Richtung Europa und für ein friedvolles Zusammenleben", sagte die für Integrationsangelegenheiten zuständige Landesrätin Doraja Eberle. "Während Hunderttausende Roma und Sinti den Kriegen zwischen den europäischen Staaten zum Opfer fielen, haben sie selber nie einem anderen Volk den Krieg erklärt." Insgesamt leben in Europa etwa zehn Millionen Roma, davon acht Millionen in EU-Staaten.

Der Eröffnungsfilm - "Pretty Dyana" in der Regie von Boris Mitic - erzählt vom Schicksal der Roma-Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo. Diese erlebten - zwischen alle ideologischen Fronten geraten - eines der tragischsten Roma-Shicksale der Jetztzeit. Mit dennoch nicht wenig Humor und Ironie beschreibt der Film, wie die Roma am Rande von Belgrad längst schrottreife alte "Citroens Dyana" zu den abenteuerlichsten Vehikeln zusammenschweißen, um damit Schrott, Plastik oder Altpapier zu transportieren. Zum Missfallen der Polizei, natürlich.

Auf dem Internationalen Filmprogramm stehen heute Mittwoch (10.6.) etwa "Ceija Stojka", die Biographie der 76jährigen österreichischen Romni in der Regie von Karin Berger, oder am Freitag (12.6.) "Im Ghetto. Die Roma von Stolipinovo" von Hermann Peseckas und Andreas Kraus.

Das von ARGE Leiter Markus Grüner kuratierte Musikprogramm wurde am Dienstag (9.6.) mit dem Dotschy Reinhardt Ensemble eröffnet. Die deutsche Sinteza stamme, so Markus Grüner, "aus der über sechshundert Jahre alten Familie von Django Reinhardt, deren Überlebensstrategie seit jeher die Musik war". Zum Abschluss gastieren "King" Naat Veliov und das "Original Kocani Orkestar" und die urbayrische Barfußband "La Brass Banda".

"Wir wollen dann spielen, wenn auch das 'Original Kocani Orkestar' spielt", hätten, so Markus Grüner, sich die Musiker aus Bayern gewünscht: "Im Rahmen so eines Festivals kommen noch einmal andere Menschen, als nur zu unseren Konzerten. Vielleicht kommt es zu einem Kultur-Clash. Und wer miteinander feiern kann, kann auch miteinander Leben."

© Heidemarie Klabacher, DrehPunktKultur

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