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Presse • 20.10.2009 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Eingreifen erlaubt: Festival für Mitmach-Theater

Im Vergleich zu den großen Tragödien der Theaterliteratur hat die Kunstform des "Forumtheaters" einen entscheidenden Vorteil: Niemand muss sich ein schlechtes Ende gefallen lassen. Das Publikum kann den Handlungsverlauf selbst mitbestimmen. Erst wird eine Szene von Akteuren gespielt. Dann wird sie wiederholt, und Freiwillige aus dem Publikum können andere Lösungen für den Konflikt auf der Bühne probieren.

Freilich: Um Entertainment geht es dabei nur am Rand. Das "Forumtheater" ist ein Konzept von Augusto Boal, dem heuer verstorbenen Erfinder des "Theaters der Unterdrückten". In Theaterprojekten gab Boal entrechteten Menschen eine Stimme und half, spielerisch Auswege aus der Unterdrückung zu suchen und zu finden.

In memoriam des revolutionären Theatermachers findet heuer erstmals ein "Weltforumtheaterfestival" in Österreich statt. In Wien, Tirol, Salzburg, Kärnten, Ober- und Niederösterreich gastieren ab kommenden Donnerstag bis zum 27. Oktober internationale Gruppen. In Graz findet danach bis Allerheiligen das große Finale mit 30 Aufführungen statt.

Wie die Idee funktioniert, wenn man sie von Lateinamerika auf mitteleuropäische Verhältnisse überträgt? "Augusto Boal hat auch viel in Europa gearbeitet", sagte Barbara Wick am Montag bei der Vorstellung des Salzburger Programms. "Statt um staatliche Gewalt ging es dann oft um innere Ängste und Konflikte."

Eines der aktuell erfolgreichsten Forumtheaterensembles seien die Londoner "Cardboard Citizens" - Obdachlose, die über das Theater zu neuem Selbstwert gefunden hätten, sagt Wick. In Salzburg sind sie am Samstag in der ARGEkultur zu sehen. In ihrem Stück "Led Easy" gehe es um Sucht und Verführbarkeit. Barbara Wick ist Mitglied und Mitgründerin des Salzburger Theatervereins Isento, dessen Ensemble ebenfalls beim Forumtheaterfestival mitwirkt. Angst des heimischen Publikums bei den ersten Mitmach-Theater-Experimenten sei nicht zu spüren gewesen. "Es hat sogar sehr gut funktioniert." Thema des Stücks ist die Suche nach dem Glück. Auch hier gilt: Eingreifen erlaubt.

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

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