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Presse • 29.01.2010 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Ein Zauberer muss schwitzen

Er hat Goethes "Faust" im Alleingang gespielt, und auch in seiner Drei-Personen-Version der Mozart-Oper "Don Giovanni" mehrere Seelen in seiner Brust vereint: Der deutsche Schauspieler, Regisseur und Kabarettist Michael Quast verdient den Namen Multitalent. Morgen, Samstag, tritt er in der Salzburger ARGEkultur ganz allein zum berühmten CanCan von Jacques Offenbach an: Mit "Orpheus in der Unterwelt" als Ein-Mann-Show beginnt das Salzburger Motzart Kabarett Festival.

Für seine hoch komischen Klassikerparodien, in denen der 50-jährige Allrounder die Arbeit eines ganzes Ensembles bis hin zum Inspizienten übernimmt, wurde er von der "FAZ" als "Zauberer" tituliert. Wie er sich selbst sieht? "Wenn, dann bin ich ein schwitzender Zauberer", sagt Quast im SN-Interview. "Denn was offenbar als zauberhaft erlebt wird, ist das Ergebnis harter Arbeit."

Der Reiz, klassische Stoffe inhaltlich und personell zu verdichten, sei die Mühe aber wert: "Zunächst ist es für mich als Schauspieler reizvoll, ,den Löwen auch noch zu spielen'. Und dann drehen wir den großen, opulenten, teuren Produktionen eine Nase und sagen: Ätsch, es funktioniert auch ganz einfach, und dazu macht es auch noch mehr Spaß!"

Aber auch in der Parodie geht es, frei nach Goethe, immer um ein Vordringen zu des Pudels Kern. Oder? Einer gelungenen Parodie müsse immer die gründliche Kenntnis des Originals zugrunde liegen. Sie könne nur funktionieren, "wenn sie das Wesentliche erfasst und durch Überspitzung zur Geltung bringt", ist der Multitasker überzeugt. "Es ist also wie in ,echten' Inszenierungen, nur witziger." Bei Jacques Offenbachs Operette "Orpheus", die im Original schon eine Parodie auf die Sage von Orpheus und Eurydike sei, gehe es aber auch um den sportlichen Aspekt, "dass ein Mann alles allein macht. Und dadurch erleben die Zuschauer zusätzlich eine Persiflage auf den ganzen Theater- bzw. Opernbetrieb."

Die Frage, ob der Kunstbetrieb mehr Humor vertragen könnte, kann der Kabarettist, der etwa "Orpheus in der Unterwelt" auch schon als Regisseur auf der großen Bühne inszeniert hat, für sich klar beantworten: "Immer!" Die Gegenfrage, ob klassische Werke mit zu viel heiligem Ernst verehrt würden, auch: "Wenn die Verehrung den wachen Blick auf die Inhalte trübt: Ja." Nur eine Angst kennt Michael Quast nicht: Die, dass seine vorbildlichen Sparversionen Subventionsgeber auf die Idee bringen könnten, die Kulturbudgets weiter zu kürzen. Michael Quast: "Im Gegenteil: Ich hoffe sehr, dass Subventionsgeber meine Stücke entdecken. Her mit dem Geld!"

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

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