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Presse • 11.03.2010 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Scheinbare Intimität und heimliche Beobachter

Dabei sein ist alles! Wer sich in Internetplattformen wie Facebook bewegt, kann Kontakt mit unzähligen Freunden halten und Zugriff auf deren Selbstdarstellungen, Bilder und Geschichten haben. In sozialen Netzwerken kommt jeder jedem nahe. Wie nahe?

Wie viel Intimes gibt man als Nutzer von sich preis? Wann hat man den Informationsfluss unter Kontrolle und wo wird man von der Technologie kontrolliert? Die Fragen beschäftigen aktuell nicht nur Datenschützer. Das Künstlertrio The Guinea Pig Collective hat das Thema in eine Performance verwandelt. In dem Stück "Blackbox", das am Donnerstag nächster Woche (18. 3.) bei dem Salzburger Festival "Basics" uraufgeführt wird, gehe es um "die Frage der Intimität im virtuellen Raum", sagt Iris Heitzinger. Die Tänzerin hat das Projekt mit dem Medienkünstler Dietmar Suoch und der Sängerin Christine Hinterkörner erarbeitet. "Soziale Netzwerke geben vor, dass ein intimer Austausch zwischen Menschen passiert. Tatsächlich läuft die Kommunikation aber über viele virtuelle Filter." In der "Blackbox" in der ARGE sind diese Filter etwa Sensoren und Kameras, über die Heitzinger mit der Außenwelt in Verbindung steht. Das Publikum ist nicht nur heimlicher Beobachter ihrer Aktionen, es soll sie etwa mittels SMS auch manipulieren. In der Box gehe es der Künstlerin ähnlich wie jedem Netznutzer: "Ich habe wenige Anhaltspunkte, was ich nach außen sende." Zwar sollten Netzwerke Menschen verbinden. "Aber es ist viel Isolation spürbar. Auch das wollen wir vermitteln."

Damit passt "Blackbox" ins Schema des Festivals, das von der Galerie 5020, subnet, der ARGEkultur und der Salzburger FH veranstaltet wird. "Basics" will in interdisziplinären Projekten anschaulich machen, wie Technologie den Alltag verändert. Unter dem Motto "be part" stehe ab Montag (15. 3.) "die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Idee der Gemeinschaft im dritten Jahrtausend verändert", sagt Dramaturgin Cornelia Anhaus.

Ein anderes Projekt heißt "Endo": Das Gerät von Verena Friedrich, das unablässig Daten aus seiner Umgebung sammelt, sei "ein Sinnbild für die Vorratsdatenspeicherung", sagt Anhaus. Severin Weiser hat für seinen "Mobile Peeper" Fotos gesammelt, die beim Ausprobieren von Kamerahandys im Elektronikmarkt gemacht wurden. Er entreißt sie der digitalen Mülltonne und stellt die (freiwillig zur Verfügung gestellten) Bilder aus. Bei einem Symposium wird Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) vortragen. Und der Salzburger Künstler Peter Haas holt für sein Projekt "Theaterallergiker" Performances des Theaters im Bahnhof oder der Rabtaldirndln nach Salzburg. "Analoge" Gemeinschaftsgefühle kann man im "Basics Chor" beim gemeinsamen Singen erleben. Ohne Datenspeicherung. Und ohne Konsequenzen. Ein Konzert ist nicht geplant.

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

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