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Kritik • 22.04.2010 • Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten

Zur Ruhe kommen: Klänge unter der Vulkanasche

Dass Garish an jenem Abend in der Stadt spielen, als eine unsichtbare Vulkanaschenwolke alles zuzieht und vieles stoppt, ist ein seltener idealer Zufall. Garish, das burgenländische Indie-Pop-Quintett, nämlich schleift seit Jahren an einer Song-Sprache, die wirkt, als stünde diese Sprache neben allem, als bilde sie einen abgeschirmten Bereich, in dem die Welt nachklingt, während sie - vorübergehend zumindest - zur Ruhe kommt. So wie die Flugplätze unter der Asche. Auf der aktuellen Tour stellten Garish am Freitag in der ARGEkultur ihr fünftes Album "Wenn dir das meine Liebe nicht beweist" vor. Eindrucksvoller als in den elf neuen Songs haben sie sich niemals als dichte Einheit erwiesen, die im Notfall der Welt trotzt, dabei aber das, was sie dreht, niemals aus den Augen verliert.

Stückwerk ist, was Garish formulieren. Sie schlagen Haken, wickeln ihre Lyrik - oft verblos - geschickt um große Themen, ohne je in Klischeefallen zu tappen. Dazu verzichten sie musikalisch auf jeden Überschwang. Euphorie begegnet einem weder in den Gitarren noch bei der wohltemperierten Tastenarbeit. Selbst die Reaktion des Publikums passt sich an. Der Jubel, der hier einen feinen Abend mitträgt, wird dosiert formuliert: Die Begeisterung macht sich eher durch Staunen als durch lautstarken Zuspruch bemerkbar.

Instrumentiert werden die Songs auch live recht sparsam, aber immer mit Pfiff und in den Arrangements mit überraschenden Wendungen. Hier wird singend gedacht und mit Hirn musiziert, ohne dass dafür der Spaß geopfert wird. Die Stimmen scheinen aus entlegenen Winkeln zu dringen, hallen nach, werden oft gedoppelt. Eine fragile Mischung ist das, die an gefährliche Abgründe rutscht. Garish bewegen sich manchmal nahe am Kitsch, manchmal bedrohlich an überbemühter Ernsthaftigkeit. Doch bei dieser Band beschleicht einen niemals die Sorge, dass sie je abstürzen könnte. Als würden sie von einer Wolke aus Selbstsicherheit umhüllt und stabil gehalten von jener Erfahrung, die sich auch nach 15 Jahren Bandgeschichte keineswegs als Routine, sondern als Freiheit entpuppt. In zwei Stunden entsteht ein eigener Kosmos, eine Sprache, deren Eigenständigkeit die Band zu einer der besten des Landes macht.

© Bernhard Flieher, Salzburger Nachrichten

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