ARGEkultur Salzburg Logo
ARGEkultur auf Facebook ARGEkultur auf Flickr ARGEkultur auf YouTube ARGEkultur auf Instagram
Kritik • 07.06.2010 • Tobias Pötzelsberger, Salzburger Nachrichten

Mit Dampflok durch den Wüstensand

Wüstenrock. Holpriger Ritt ins Dunkel: Howe Gelb, Meister des Alternative Country, gastierte mit seiner Band Giant Sand in Salzburg.

Giant Sand sind in der Stadt und das Wetter wird sommerlich. Kann ja nicht anders sein, die Herren kommen schließlich aus der Wüste.

Tucson heißt die Heimatstadt des Bandvaters Howe Gelb, sie liegt im US-Bundesstaat Arizona zwischen einem Flugzeugfriedhof und ein paar seltenen Bäumen. Beste Voraussetzungen also, um Gitarre zu spielen - denn: Was sollte man sonst tun?

Und dass er das mit dem Musikmachen kann, hat Howe Gelb in 25 Jahren als Musiker hinlänglich bewiesen.

Er gilt als Gottseibeiuns des Wüstensounds, aus der Ursuppe seiner wechselnd besetzten Immer-schon-Band Giant Sand sind etwa Kaliber wie Calexico herausgeschwappt. Heute allerdings besteht seine Band aus drei jungen dänischen Musikern, die am Freitag beim Konzert in der ARGEkultur vor allem einen Zweck erfüllen: Sie geben Howe Gelb den Raum, den er braucht, um seine etwas kauzige Show abzuziehen.

Wurlitzer, Gitarren, Kontrabass und Schlagzeug stehen im Halbkreis angeordnet, in der Mitte sitzt und steht der Chef. Cowboyhüte wirken altmodisch, deshalb hat Gelb einen auf dem Kopf, versteckt sein halbes Gesicht, bis dann etwas weiter unten das Holzfällerhemd beginnt. Und dann spielt er, lässt seine spröden Gitarrenakkorde knirschen, er haucht und murmelt oft mehr, als er singt. Aber das ist schon in Ordnung, die Leute wollen das. Weil sie ihn nur so kennen.

Leichtfüßig durchmisst die Band ihre Gefilde, changiert zwischen Country, Folk und Rock, dazwischen dürfen auch einmal ein paar Jazzakkorde klingen. Moll beherrscht die Lieder. Immer aber flirrt die Wüste mit. Fast hört man den Sand unter schweren Stiefeln knirschen, und es würde nicht verwundern, wenn jetzt noch ein paar Klapperschlangen auf der Bühne auftauchten und Gelb eine Mord-und-Totschlag-Ballade anstimmen würde.

Bisweilen ist es ein etwas holpriger Ritt, auf den uns Giant Sand mitnehmen, einige Songs verhungern eher, als sie beendet werden. Und wenn die Musiker sich zwischendurch unterhalten, hat man das Gefühl, bei einer öffentlichen Probe zu sein. Alles easy, Cowboys unter sich.

Am stärksten sind Giant Sand an diesem Abend in Salzburg, wenn sie ihre Dampflok ein wenig Fahrt aufnehmen lassen und ein klassischer Country-Beat nach vorn treibt.

© Tobias Pötzelsberger, Salzburger Nachrichten

WWW