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Kritik • 02.02.2011 • Veronika Schmidt, Die Presse

Mit Steinhauer wird Haderer noch komischer

Die Lesung der "Moff"-Hefte war eine fulminante Eröffnung des MotzArt-Festivals in Salzburg. Steinhauer und Gratt verleihen durch sympathische Synchronisation den Strichzeichnungen eine ergreifende Lebendigkeit.

Mit seinem "feinen Schundheftl" namens "Moff" erzählt Zeichner Gerhard Haderer allmonatlich seine Geschichten rund um den "klanen Werner" (Faymann), den jungen Albert Fortell, das Fräu'n Babsi oder den proletoiden Grillmeister Bild für Bild weiter. Dass die Freude an diesen Comics noch zu steigern sei, hätte man kaum gedacht: Doch Ende 2009 belehrten uns Erwin Steinhauer, Meister des Hörspiels, und der vielseitige Instrumentalist Wolfgang Gratt erstmals eines Besseren: Sie verleihen durch sympathische Synchronisation den einfachen Strichzeichnungen eine ergreifende Lebendigkeit (technische Umsetzung: Christoph Haderer).

Grassers reines Gewissen

Mit einer Lesung aus "Moff" wurde nun das 29. "MotzArt"-Kabarettfestival in der ArgeKultur in Salzburg eröffnet. Rechts auf der Bühne saß Steinhauer am Lesetisch, clownesk gekleidet in rote Golfhose, Weste, Schuhe und Kappe. Links Gratt und sein Instrumentarium, mit dem er die Szenen mit entsprechenden Geräuschen versah. In der Mitte eine Leinwandprojektion der Stars des Abends: die Figuren aus den "Schundheftln", doch mit wegretuschierten Sprechblasen. Denn den Text, der in ihnen zu lesen gewesen war, brachte Steinhauer live: das Geifern eines sexuell belästigenden Chefs, das oberösterreichische "stumme D", das aus dem Pudel Ferdl den "Bul Ferl" macht, das Piefkenesisch von deutschen Touristen. Zudem gestattete er sich tagesaktuelle Kommentare: Das Bild von Karl-Heinz Grasser vertonte er - ohne Comic-Vorlage - mit: "Ich habe ein reines Gewissen. Ich hab es nie benutzt."

Der Spaß beruht auch auf gutem Timing der Dramaturgie: Beim Durchblättern der Hefte nimmt man sich selten so viel Zeit für jedes Bild wie in der Projektion. So wirken die von Haderer gezeichnete Fadesse oder ein prustendes Lachen in der Bühnenfassung viel intensiver.

© Veronika Schmidt, Die Presse

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