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Kritik • 18.10.2008 • Michael Brommer, Salzburger Nachrichten

Liebe auf der Flucht

Performance. Premiere für CieLaroque beim Salzburger Festival "tanz-house".

"habibi Problem": Das ist der Titel der ersten Uraufführung des heurigen Salzburger Festivals "tanz-house". In der ARGEkultur kombinierte die Salzburger Choreografin und Festivalkuratorin Helene Weinzierl am Donnerstag mit ihrer Gruppe "cieLaroque" zwei Erzählebenen: Aktion auf der Bühne und einen wie ein Comicstrip dreiteilig projizierten Film. Er erzählt die Geschichte des Iraners Mehdi (Erich Rudolf), der vor Verhaftung und Ausweisung nur dank übermenschlicher Fähigkeiten entwischen kann, bis das Happy End mit einem Stempel auf der Aufenthaltserlaubnis besiegelt wird.

Was Mehdi wohl passiert wäre, hätte man ihn zurückgeschickt, zeigt Juraj Korec als Mehdis Liebhaber, der in einem iranischen Gefängnis auf die Todesstrafe wartet, weil er homosexuell ist.

Subtil beleuchtet Helene Weinzierl einerseits die Folter einer Isolationshaft, andererseits die Furcht eines Liebenden um den anderen. Die Gedanken an Mehdi lassen den Gefangenen nicht los, immer weniger kontrollierbar wird die Bewegung des Körpers. Der zärtlichste Moment wächst aus einer Interaktion zwischen Bild und Bühne: Im Film steht Mehdi atemlos im Treppenhaus eines Gebäudes. Um ihn schneller zu Atem kommen zu lassen, hält Korec den seinen an: ein Monument der Liebe, das im Gedächtnis bleibt.

Im zweiten Teil des Abends zeigten ein Stockwerk tiefer brutal und zugleich eigentümlich harmlos Georg Hobmeier und Henry Vega (Spy Collective) in der Performance "Waveform", wie Stromschläge den Menschen zum Clown machen, die Wahrnehmung von ihm als intelligentes Wesen weitgehend einschränken. Hobmeier hat sich dazu in Gesicht und an Armen verkabeln lassen, Vega schickt Stromschläge. Assoziationen an Abu Ghraib drängen sich auf. Die verstörend-interessante Idee trägt jedoch nicht längenlos über die 30 Minuten.

© Michael Brommer, Salzburger Nachrichten

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