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Kritik • 10.02.2009 • Michael Brommer, Salzburger Nachrichten

Dahoam is dahoam: Der Mensch braucht Heimat

Ottfried Fischer pressiert's. Er muss nämlich noch wohin. "Also: pack ma's." Zum Abschluss des 27. MotzArt-Kabarett-Festivals stellte der Niederbayer in der Salzburger ARGEkultur sein neues Soloprogramm vor - exakt 25 Jahre nachdem er zum ersten Mal hier auf der Bühne gestanden war. Bei der Österreich-Premiere von "Wo meine Sonne scheint" kümmert er sich nun in großen Bögen und kleinen Geschichten um Heimat und ihr Gegenteil - die Flucht.

Adam und Eva will Fischers namenlose Bühnenfigur allerdings nicht schon als Flüchtlinge verstanden wissen. Die jungen Leute wären sowieso irgendwann abgehauen, weil es ihnen im Paradies zu fad geworden wäre. Er muss es wissen, schließlich ist er Heimatexperte und sitzt in einer "Kommission zur Vorbereitung des Bundesheimatschutzgesetzes", das wegen einer EU-Vorgabe ein Grundrecht auf Heimat in der Verfassung verankern soll. Dafür ist er prädestiniert, schließlich ist er früher als Bierzeltconférencier übers Land gezogen, hat als Blackie Blanco, der Gaudi-Gigant, so einiges erlebt bei Abschlussfesten zur Flurbereinigung, Veteranentreffen oder Pfarrei-Jubiläen.

Die wichtigsten Tipps, etwa wann man wo welchen Witz erzählen kann, hat er immer noch parat. Österreicher-Witze gehen immer. Ein Zyniker sei er, gibt er zu, und als solcher mies. "Aber man gilt als ehrlich." Vielen gibt er etwas mit: tümelnden Volksmusikshows, dem Managerdeutsch, Deutschlandfähnchen schwenkenden Fußballfans, dem Burda-Verlag und dem deutschen Bundespräsidenten, der katholischen genauso wie der evangelischen Kirche, ja, der Religion ganz allgemein ("Wer nicht glaubt, muss dran glauben"). Ein Gottesbezug soll ja auch hinein ins Gesetz.

Nach der Pause geht es ernster zu. 400 Milliarden Euro habe der Irakkrieg bis-lang gekostet, rechnet der Querdenker vor, da hätte man das Öl auch kaufen können. Und wer, wie die Westdeutschen den Ost-deutschen, ständig einem anderen dessen Heimat madigrede, brauche sich nicht über unkritische Gegenbewegungen wie die Ostalgie-Welle zu wundern.

Fischers typische Schnellsprecheinlagen verstellen noch immer den Blick auf manch klugen Inhalt, den man so rasch nicht mitdenken kann. Sein Programm mäandert dabei dahin, dass es mitunter fahrig wirkt. Doch Fischer schafft immer wieder Bezüge. So gibt es ein Leben nach dem Leben, nämlich das der anderen. Die gesellschaftlichen Lebensgrundlagen zu schützen fordert er jeden auf. Heimat braucht der Mensch, weil - dahoam ist dahoam.

© Michael Brommer, Salzburger Nachrichten

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