ARGEkultur Salzburg Logo
ARGEkultur auf Facebook ARGEkultur auf Flickr ARGEkultur auf YouTube ARGEkultur auf Instagram
Presse • 09.04.2009 • Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

Literatur im Popformat

Wortakrobaten. Sieben Minuten lang ist alles erlaubt, was sich mit Worten ausdrücken lässt: In Salzburg erklimmen Poetry Slammer die Bühne.

Als Gewinner darf sich am Ende der Kandidat fühlen, der die meisten Sympathien des Publikums verbuchen kann. Das ist aber auch schon das Einzige, was ein Poetry Slam mit "Starmania" und anderen Castingshows zu tun hat.

Bei den live auf der Bühne ausgetragenen Poesie-Duellen geht es nicht um das eifrige Imitieren von Starposen, sondern ganz im Gegenteil um die Demonstration von Individualität, Wortwitz - und nicht zuletzt um den Mut, seine Gedanken innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits von sieben Minuten vor einer Zuschauermenge vorzutragen, wie sie bei durchschnittlichen Literaturlesungen nicht oft zu finden ist.

Poetry Slams sind das Popformat der Literatur - Tiefschürfendes findet darin ebenso Platz wie große Show und bloße Unterhaltung. Hip-Hop-Reime, Lyrik-Improvisation oder freier Gedankenfluss: Auf der Bühne ist alles erlaubt - außer singen.

In Wien und München gibt es sie regelmäßig, in Linz und Innsbruck ebenso. In Salzburg gibt es erst seit März wieder einen Termin für Freistil-Literaten. Acht Mal will die ARGEkultur heuer Slams veranstalten. Premiere war im März, der nächste Termin ist am kommenden Samstag.

Väter der neuen Reihe sind die Slam-Veteranen Ko Bylanzky und Rayl Patzak. In München veranstalten sie Europas größten Poetry Slam.

Ihr Konzept hätten sie nach Salzburg mitgenommen, sagt ARGE -Leiter Markus Grüner.

Wie lebendig die Szene nach einem kurzen Boom rund um das Jahr 2000 heute ist? Davon musste sich Grüner selbst erst überzeugen lassen. "Ich habe geglaubt, das sei wieder vorbei. Aber ich wurde eines Besseren belehrt." Die Salzburg-Premiere war ausverkauft.

Teil des Konzepts ist es, dass Bylanzki und Patzak zu jeder Veranstaltung internationale Gäste mit Szene-Renommeé mitbringen. Die Wienerin Mieze Medusa, Dalibor aus Frankfurt oder der New Yorker Taalam Acey werden bei der zweiten Ausgabe am Samstag (11. 4., 20 Uhr) auf der Bühne stehen. Zu ihnen gesellen sich lokale Slammer, die sich bis zum Beginn der Show für einen Sieben-Minuten-Auftritt anmelden können. In jeder Halbzeit wird ein Sieger ermittelt, am Ende kommt es zum Showdown - die Applauslautstärke entscheidet, wer gewinnt.

Auch nationale Meisterschaften in der Kunst des Wort-Slaloms werden in Österreich wie in anderen europäischen Ländern ausgetragen.

Um Konkurrenz soll es aber trotzdem nicht vordergründig gehen. "Poetry Slam ist einer der wenigen Bereiche, in denen sich Jugendliche zwanglos mit Literatur auseinandersetzen", sagt Grüner. "Viele sind unter 20, sehr wenige über 30."

In Deutschland sei Poetry Slam Teil des Deutschunterrichts. Für Salzburg hat Grüner vorerst andere Ziele. Er wolle "möglichst viele aktivieren, sich auch einmal auf die Bühne zu stellen."

© Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten

WWW