ARGEkultur Salzburg Logo
ARGEkultur auf Facebook ARGEkultur auf Flickr ARGEkultur auf YouTube ARGEkultur auf Instagram

Julius Deutschbauer "Entschuldigung"

Schuld war nur der Bossa Nova. Stationentheater und Schuldvergnügungspark, u. a. mit Dornenkronenbastelkurs, Schulddisco & Unschuldslamm.

ARGE open mind festival Frei von Schuld(en)

Entschuldigung ist ein Stationentheater, bei dem jede/r der angeführten DarstellerInnen eine Station verantwortet, wobei die Grenzen fließend sind. Es geht dabei auch um einen durchaus lustvollen Umgang mit dem Thema Schuld. Entschuldigung: ein Schuldvergnügungspark.

Das Publikum wird von einem Schuldinterviewmaschinisten empfangen und als Unschuld vom Nonntal entlassen. Dazwischen wird geschappt. Geschappt wird in der ganzen Christenheit am Tag der unschuldigen Kinder. Dabei bekommen die Erwachsenen im Gedenken an die ermordeten Kinder des Herodes Schläge mit der „Lebensrute“. Das soll Glück und Gesundheit für das kommende Jahr garantieren. Als Dank erhalten die Schapper Süßigkeiten oder einen kleinen Geldbetrag. Ähnliches erwarten auch wir uns von unserem Publikum.

In Dostojewskis „Schuld und Sühne“ schlachtet Raskolnikow für Marmeladow ein Unschuldslamm. Auch wir bieten unsrem Publikum Unschuldslamm mit feiner Beilage an. Nachspeise: Scheiterhaufen. Vor dem Essen werden dem Publikum die Füße in Unschuld gewaschen. Es kann sich auch an einem Unschuldsmarktstand eine reine Weste erwerben, gewaschen mit eigens von uns entwickelten Substanzen. Der Besuch in der Aschendusche erspart es einem, sich selbst Asche aufs Haupt zu streuen. Und die Schuldbibliothek führt Titel wie Keine Schuld an ihrem Tod, Schuld war nur die Badewanne, Sühne ohne Schuld, Schuld und Sühne, Meine Schuld wird nie vergehen, Eines anderen Schuld, Beamte, Schulden, elegantes Leben, Vererbte Schuld, Die Schuld des Dr. Fabricius, Du warst nicht schuld!, Liebe ist größer als jede Schuld usw.

Der Entschuldiger entschuldigt sich für alles, für alle und bei allen. Er schreibt Entschuldigungen für Nicht-Wollen oder Nicht-Können, kurz, fürs Schwänzen, sei es der Schule, der Ehe, der Beichte, der Arbeit, einer Einladung, eines Tête-à-tête, einer Ladung, eines Rendezvous und sonstiger Termine, so dass nichts unentschuldigt bleibt. Daneben gibt er Dornenkronenbastelkurse. Dazu liegen mehrere Rollen Stacheldraht bereit. Zeitweise mutiert der Entschuldiger zum Beschuldiger bzw. nimmt aller Schuld auf sich. Aber es gibt auch etwas für die Kleinsten: eine Unschuldslesung aus Natascha Kampuschs Autobiographie.
Wer nachweislich die größte Schuld auf sich geladen hat, dem winkt eine Reise nach Schuld, dem gastlichen Dorf im Herzen der Ahr-Eifel, acht Autostunden von Salzburg entfernt. Aber ob diese Reise nicht nur ein Theater des Verhinderns darstellt?

Vervollkommnet wird das Stück von einer Schulddisco mit DJ Schuld, in deren Zentrum die Hymne des Stücks Entschuldigung steht: Schuld war nur der Bossa Nova.

Die Rollen und ihre DarstellerInnen:

  • Ruhekissen Nada Burtscher
  • Gnade Valerie Bauernfeind
  • Unschuld, Unschuldslammköchin Kerstin Haubold
  • Entschuldiger, Beschuldiger, Jesus David Jagerhofer
  • Schulddiscoqueen, Schapperin Barbara Ungepflegt
  • Tropfen auf dem heißen Stein Heinz Pusitz
  • Schuldbibliothekar, DJ Schuld Gabriel Schöller
  • Büßer Clemens Stecher
  • Weiße Weste, Asche aufs Haupt Mario Strk
  • Unschuldsmarktstandlerin Bernadette Stummer
  • Vorleserin, Kampusch Verena Wiesner
Julius Deutschbauer

Kurzbiografie

Julius Deutschbauer, geboren 1961 in Klagenfurt (Kärnten), arbeitet und lebt in Wien, ist bildender Künstler, Plakatkünstler, Performer, Autor, Filmemacher und seit 1997 Bibliothekar der „Bibliothek ungelesener Bücher“.
2000-2007 tätig als eine Hälfte des Künstlerduos „Deutschbauer / Spring“; Ausstellungen (u. a. Kunsthalle Wien, Shedhalle Zürich, Galeria Zacheta Warschau), Performances und Theateraufführungen (u. a. Tanzquartier Wien; Thalia Theater, Hamburg; Politik im Freien Theater, Berlin).
2008 Gründung der Performancegruppe „Theater des Verhinderns“. Der Satz von Joseph Beuys: „Jeder Mensch ein Künstler!“ wird im Theater des Verhinderns zu „Jeder Mensch ein verhinderter Künstler!“
Jüngste theatralische Arbeiten: Theater des Verhinderns, donaufestival 10; Halbsterntheater, brut wien; Heuno, imagetanz; Suche das unpolitischste Kunstwerk Münchens, Spielart München; Das große Umsteigeseminar, Festival der Regionen 2011.
Das Zentrum seiner Arbeit bilden die inzwischen über 130 Plakate.