gender.frame #4: Gender.Art
Videopräsentation im Rahmen der ditact.women's IT summer studies
ARGE schwerpunkt
spiderwomen
Die Reihe gender.frames beschäftigt sich mit den Bildern,
die von Frauen und Männern in den AV-Medien entworfen werden. Sie entwickelte
sich 2003 aus der vom Kulturverein Medea veranstalteten Vortragsreihe fwd://macht.medien,
wird seither konsequent weiter entwickelt und in regelmäßigen Abständen
auf Radio FRO 105,0 Mhz gesendet.
Der Begriff Gender verweist darauf, dass Geschlechtsidentität nicht angeboren,
sondern sozio-kulturell durch diskursive Zuschreibungen erworben wird.
Gender ist somit Ausdruck der Einsicht, dass Weiblichkeit und Männlichkeit
historisch zeitgebundene Konstruktionen sind. Der Begriff Frame leitet sich vom
Film ab und bezeichnet die kleinste Einheit – das Einzelbild – einer Filmrolle.
Wie im realen Leben bestimmen auch in den Medien stereotype Zuschreibungen die
Gestaltung und Rezeption von Frauen- und Männerbildern. So gibt es die Mütterliche,
den Helden, die Femme Fatale, den Rapper, das Girly, den Schwulen, etc. Besonders
der Hollywoodfilm und das Musikvideo greifen immer wieder gerne in die Funduskiste
der Geschlechtsstereotype. Aber auch so genannte neutrale Formate wie Nachrichtensendungen
oder Talkshows verwenden in ihren täglichen Inszenierungen Rollenzuschreibungen.
Die den Frauen- und Männerbildern zugeschrieben Eigenschaften wiederholen
sich regelmäßig von Film zu Film, von Clip zu Clip, von Sendung zu
Sendung und zeichnen nicht zu letzt die Spezifizität des jeweiligen Genres
aus. Die Reihe gender.frames untersucht diese Bilderwelten auf
verschiedenen Ebenen. Sie fragt im abwechselnden Modus sowohl nach deren Wiederholung,
als auch nach deren Rezeption.
gender.frame #4 beschäftigt sich nun unter dem Titel Gender.Art
mit den Arbeiten österreichischer VideokünstlerInnen Sabine
Marte, Toni S.A.J.E.K. Wagner, Miriam Bajtala, Anna Steininger und wirft
einen Blick auf die eigene Person über das filmische Abbild. Die oftmals
autobiografischen Arbeiten thematisieren Fragen nach Sex, Gender und Identität.
Die Lebensrealitäten sind dabei so unterschiedlich, wie der künstlerische
Zugang der Experimentalfilme. Zwei spannende Stunden führen von Video zu
Video und werden von ergebnisorientierten Filmanalysen und Interviews mit den
KünstlerInnen lustvoll verknüpft.
VideokünstlerInnen
Sabine Marte (*1967) studierte an der Hochschule für
Angewandte Kunst in Wien. Es folgten Auslandsstipendien und Aufenthalte
u.a. in Italien und den USA. Schwerpunktmäßig beschäftigt
sie sich mit Rauminstallationen, Video, Schwarz- Weiß-Fotografie und
Performance.
Auswahl der Video-/Performancearbeiten: FREIER FALL (1993), EINE FRAU ALLEIN ZUHAUS
(1993), SOMMERBAND (1995), ICH ARBEITE (1996/98), ME THING – YOU DOG (1998),
ICH MÖCHTE GERNE EINEN HORRORFILM MACHEN (1998), ARSCH (2000), LET'S TWIST
AGAIN: Performance (2002), STEWARDESSEN CLIP (2003).
Toni S.A.J.E.K. Wagner (*1980) studierte Japanologie und Tibetologie
in Wien, Tokio und Nagasaki, sowie Visuelle Mediengestaltung Film &
Video an der Kunstuniversität Linz und Universität für
angewandte Kunst Wien. 2000 erfolgte eine geschlechtsangleichende Operation
(FtM). Schwerpunktmäßig beschäftigt er sich mit Objektkunst,
Videokunst und Dokumentarfilm.
Auswahl der Videoarbeiten: PRETTY BOY (2000), GENDERCROSSING – OPERATIVE
BEHANDLUNG VON F2M TRANSSEXUELLEN IN ÖSTERREICH (2001), EINE INTERKULTURELLE
HOCHZEIT (2002), IKARUS (2004).
Miriam Bajtala (*1970) studierte an der Akademie der bildenen
Künste in Wien Fotografie und Malerei, sowie an der Universität
Wien Kunstgeschichte und besuchte den Lehrgang für Elektroakustik
und elektronische Medien. chwerpunktmäßig beschäftigt
sie sich mit Rauminstallationen (Video, Licht, Objekt), Farbfotografie
und Videokunst, sowie Kunstvermittlung.
Auswahl der Ausstellungen/Projekte: DRÜCK MICH: 5 Lichtobjekte (1998),
AQUARIUM: Klanginstallation (1998), 170 CM: Videoarbeit (1999), KIRSCHENSPUCKEN:
Videoinstallation (2000), ANLEITUNG NO.3 – PERSON M.: Videoarbeit (2000),
SO ALS OB: Videoarbeit (2002), IM LEO: Videoarbeit (2003).
Anna Steininger (*1957) studiert Germanistik und Politikwissenschaft.
Seit 1983 arbeitet sie mit dem Medium Video im experimentellen und dokumentarischen
Bereich. Seit 1984 ist sie Mitarbeiterin in der Medienwerkstatt Wien. Schwerpunktmäßig
beschäftigt sie sich mit Video und Kunstvermittlung, arbeitet als Kuratorin.
Videoarbeiten
Sabine Martes anspruchsvolle Videoperformance in ICH
MÖCHTE GERNE EINEN HORRORFILM MACHEN (1999) blickt in die Abgründe
der menschlichen / weiblichen Identitätssuche. Auf mehreren Erzählebenen
arbeitet sie das Unsagbare, dafür aber das um so Zeigbarere auf, versperrt
zu weilen immer wieder den Blick, wird nie ganz fassbar.
Toni S.A.J.E.K. Wagner vollzieht in IKARUS (2004) durch liebevoll
animierte Bilder den inneren Monolog nach, der den Kampf mit der eigenen Identität
und Selbstverwirklichung begleitet. Der visuelle Eindruck zieht die Blickrichtung
zurück zu den Anfängen des Films und führt in der körnige
Ästhetik des frühen Kinos.
Miriam Bajtalas Selbstinszenierung in ANLEITUNG NO.3
– PERSON M. (2000) erinnert an ein Videospiel. Wie durch ein fehlerhaftes
Programm gesteuert wirft der zur Computermusik tanzende Körper zahlreiche
Fragen zur Selbstbestimmung der eigenen Person auf. Das Rechteck des Monitors
wird zum Spielfeld. Beschwingt wippt die Kamera in der Hand mit und zeichnet
das Spiel mit der Kameralinse auf.
Anna Steininger entwirft in TERMINAL IDENTITY #4 (2003)
einen dichten autobiografischen Bericht vom Herbst des Frauenlebens. Subjektive
im Gehen gefilmte Bilder durchforschen die Stadt, blicken um die Ecken
und fragen immer wieder auch nach der Bedeutung von Bildern. Die Frau
erzählt, dass ihre Aufnahmen, da sie nun alt ist, anders aussehen,
dass sie nur noch Zugang zu einem sehr begrenzten Repertoire der Bildproduktion
hat, die jenseits der ästhetischen Norm liegt. Auf diese Weise wehrt
sie sich gegen die Vergänglichkeit des Körpers, gegen das buchstäbliche
Verschwinden von der Bildfläche.
Zur Vortragenden
Carola Unterberger-Probst (*1978) studierte an der Kunstuniversität
Linz und Universität Salzburg Analyse und Produktion Audiovisueller Medien
unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Methoden und der Gender Studies.
- Seit 1996 zahlreiche Videoarbeiten und Ausstellungen
- Seit 1998 theoretische Arbeiten zu Film/Video und Geschlechterforschung
- 2001 Gründung des Medienlabors (c)cut
- Mitglied der Künstlerinnengruppe Medea (http://servus.at/medea)